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Klinikum Neumarkt: Bayernweit einzigartiges Pilotprojektes zum Einsatz von Telemedizin

19.12.2016 Neumarkt.

An der Neurologischen Klinik am Klinikum Neumarkt wurde am Montag im Rahmen eines Fachsymposiums der Abschluss eines bayernweit einzigartigen Pilotprojektes zum Einsatz von Telemedizin im neurologischen Hintergrunddienst vorgestellt. Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml betonte in einem Grußwort: "Telemedizinische Anwendungen können die Abläufe in der Versorgung besser, sicherer und effizienter machen. Mein Ziel ist es, dass kranke Menschen auch in Zukunft flächendeckend bedarfsgerecht und auf hohem medizinischem wie pflegerischem Niveau versorgt werden. Der Freistaat Bayern investiert seit 1995 in telemedizinische Projekte. Allein im Jahr 2016 standen dafür knapp zwei Millionen Euro zur Verfügung."

Die gesundheitliche Versorgung sieht sich einem zunehmenden Fachkräftemangel - insbesondere im ländlichen Bereich - gegenüber. So wird es dort immer schwieriger, qualifizierte Fachärzte zu finden – in kleineren Kliniken bzw. Abteilungen ist eine qualifizierte fachärztliche Versorgung gefährdet. Üblicherweise wird in deutschen Kliniken eine fachärztliche Betreuung bzw. der sogenannte Facharztstandard außerhalb der Routinedienstzeiten durch einen fachärztlichen Hintergrunddienst in Rufbereitschaft sichergestellt. Dabei ist üblicherweise ein Arzt in Weiterbildung in der Klinik anwesend, um Notfallpatienten zu untersuchen und zu behandeln (Vordergrunddienst). Bei fachlichen Rückfragen kontaktiert der Vordergrundarzt in der Regel telefonisch den Facharzt zuhause und berichtet das klinische Problem. Der Facharzt kann das Problem entweder aufgrund der telefonischen Angaben lösen oder muss die Klinik aufsuchen, um den Patient selbst in Augenschein nehmen.

Im Rahmen des Pilotprojektes „Telemedizin im neurologischen Hintergrunddienst - TeleNHI“  kann der Facharzt in Rufbereitschaft via telemedizinischem Fernzugriff Bilddaten, Laborergebnisse und Vorbefunde einsehen und dem Kollegen in der Klinik eine entsprechende Fachexpertise an die Hand geben – egal, wie weit weg von der Klinik er sich befindet.

Im Dezember 2013 konnte das Klinikum Neumarkt durch die Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege das Projekt TeleNHI beginnen und in verschiedenen Teilprojekten den Nutzen dieser Technologie im Dienstbetrieb der Neurologie untersuchen. Insgesamt zeigte sich die telemedizinische Unterstützung technisch gut machbar und auch im Vergleich mit der bettseitigen Untersuchung mit belastbaren Ergebnissen. „So können wir uns bei Rückfragen sofort ohne Zeitverzögerung selbst ein Bild vom Patienten machen und die erforderlichen Schritte gleich mit dem diensthabenden Arzt besprechen.“ so Prof. Dr. René Handschu, Chefarzt der Neurologischen Klinik und Leiter des Projekts. „Gegenüber der bisherigen Praxis, einem einfachen Telefonat, ist das ein qualitativer Quantensprung“. Dabei muss der Untersuchungsgang immer der jeweiligen Störung angepasst werden. Die Videoübertragung ist nicht in allen Fällen nötig, viele Probleme können weiterhin am Telefon geklärt werden oder durch Einsicht in Laborwerte oder Röntgenaufnahmen, die den Fachärzten im Hintergrunddienst bereits seit längerem zur Verfügung stehen. Zur Umsetzung müssen manche Prozesse in der Notaufnahme modifiziert werden und eine Assistenz am Bett zur Verfügung stehen. „Ohne das Engagement unserer Pflegekräfte und Ärzte in der Notaufnahme wäre eine optimale Nutzung der Telemedizin nicht möglich“ so Handschu.

Die Ergebnisse des Projekts schaffen die Grundlagen für eine standardisierte Nutzung telemedizinischer Technik im Routinebetrieb von Krankenhäusern der Akutversorgung. Dabei werden Entwicklungslinien und Potenziale für technische und medizinische Anwendungen sowie Rahmenbedingungen aufgezeigt. Insgesamt legt das Projekt die Grundlage für eine Qualitäts- und Effizienzsteigerung im fachärztlichen Hintergrunddienst neurologischer Kliniken. Es schafft die Voraussetzungen für einen schonenden Umgang mit personellen Ressourcen und hilft mit, den Mangel an Fachpersonal zu bekämpfen. Die Ergebnisse aus der Neurologie kann man dabei auch direkt auf andere medizinische Fachgebiete mit ähnlichem Informationsbedarf übertragen. Der Freistaat Bayern hat das Projekt mit einem Zuschuss von 60.000 € unterstützt
 

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