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Gesunkener Krankenstand, aber mehr psychische Leiden im zweiten Pandemiejahr

13.05.2022 Bayern.

Beschäftigte in Bayern hatten im Jahr 2021 im Schnitt 15,8 Fehltagen pro Kopf krankheitsbedingte Fehlzeiten. Dies zeigt eine aktuelle Analyse zu den Krankschreibungen des Jahres 2021 der BARMER unter rund 234.000 Erwerbspersonen in Bayern. Insgesamt fehlten die Erwerbstätigen in Bayern im Vorjahr über 8,5 Millionen Tage krankheitsbedingt bei der Arbeit. Durch das Ausbleiben der Grippewelle ist der Krankenstand in Bayern auf den geringsten Wert seit fünf Jahren gesunken. Weiter zugenommen haben dagegen psychische Erkrankungen und Hauptursache für lange Fehlzeiten waren Muskel-Skelett-Erkrankungen. „Auch während der Pandemie sorgten die altbekannten Volkskrankheiten, wie Rückenschmerzen, für die meisten Fehlzeiten“, sagt Günther Wurm, Regionalgeschäftsführer der BARMER in Neumarkt.

Nord-Süd-Gefälle bei der Arbeitsunfähigkeit in Bayern

Mit 22,1 Fehltagen pro Kopf waren Beschäftigte im Kreis Kronach bayernweit am längsten arbeitsunfähig erkrankt. Der Kreis Weißenburg-Gunzenhausen (20,5 Fehltage) waren ebenfalls erheblich stärker betroffen. Die Landkreise Neumarkt mit 17 AU-Tagen und Roth (17,2) lagen demnach knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 17,5 AU-Tagen, aber über doch über dem bayerischen Durchschnitt. Am niedrigsten waren die Zahlen in der Region München mit nur 11,4 AU-Tagen, Starnberg (11,8 Fehltage) und Regensburg (12,8 Fehltage) bayernweit am geringsten.

Corona-Eindämmungsmaßnahmen verhinderten Grippe-Welle

Der Krankenstand ist in Bayern von 4,5 Prozent im Jahr 2020 auf 4,3 Prozent im Jahr 2021 gesunken. Das heißt, an einem durchschnittlichen Kalendertag waren von 1.000 Erwerbspersonen rund 43 krankgeschrieben. Dieser Rückgang geht zum Teil auf die gesunkenen Fehlzeiten wegen Atemwegserkrankungen, zu denen zum Beispiel auch die Grippe gehört, zurück. Je Erwerbsperson verursachten Atemwegserkrankungen in Bayern und dem Landkreis Neumarkt im vergangenen Jahr 1,7 Fehltage (Roth 1,8 AU-Tage). Im Jahr 2020 waren es noch 2,2 Tage. „Die Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Pandemie, wie Maskentragen oder im Homeoffice zu arbeiten, hatten den Effekt, dass es im vergangenen Jahr keine Grippewelle gab“, erklärt Wurm.

Zunahme psychische Erkrankungen verlangt differenzierte Betrachtung

Zugenommen hätten hingegen psychische Erkrankungen. Im Jahr 2021 war jede Bayern Erwerbsperson im Durchschnitt 3,3 Tage wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig gemeldet, im Landkreis Neumarkt sogar 3,5 Tage. „Ob die seelischen Belastungen durch Pandemie und Lockdowns tatsächlich die Ursache für den Anstieg psychischer Erkrankungen liegt, lässt sich mit Krankenkassendaten allein nicht feststellen. Schon vor der Corona-Pandemie haben die Krankschreibungen wegen psychischen Erkrankungen von Jahr zu Jahr zugenommen,“ so Wurm. Für die längsten Fehlzeiten sorgten in Bayern Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 3,6 Fehltagen je Erwerbsperson. Auch hier liegt der Landkreis Neumarkt knapp über diesem Ergebnis, der Landkreis Roth mit 4,6 AU-Tagen sogar deutlich darüber.

Frauen hatten mehr Krankheitstage als Männer

Bayernweit lagen hatten Frauen etwas mehr Krankentage als Männer. „Während Frauen durchschnittlich 16,2 AU-Tage im Jahr 2021 erkrankt waren, dauerten Erkrankungen bei Männern durchschnittlich 15,5 Tage“, so Wurm.

Mehr Investitionen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement nötig

Insgesamt war eine Erwerbsperson in Bayern im Jahr 2021 im Durchschnitt 15,8 Tage krankgeschrieben und damit deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt (17,5 AU-Tage). „Viele Berufstätige sind körperlichen Belastungen ausgesetzt und dadurch anfälliger für Muskel-Skelett-Erkrankungen. Unternehmen könnten hier einen wichtigen Beitrag für bessere Arbeitsbedingungen schaffen, wenn sie stärker in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement investieren würden,“ sagt der Neumarkter Barmer-Chef. Die gesetzlichen Krankenkassen stünden hierfür als Partner zur Verfügung.

Hintergrund:

Als Erwerbspersonen werden alle Menschen mit Krankengeldanspruch bezeichnet. Also angestellt Beschäftigte, ALG-I-Empfänger:innen und gesetzlich krankenversicherte Selbstständige.

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