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Gedanken zum Pfingstfest von Msgr. Richard Distler Dekan

10.05.2016 Neumarkt.

Wenn man Pfingsten das „Fest des heiligen Geistes“ nennt, dann kann so mancher heute mit diesem Fest nichts mehr anfangen. Dann sind die beiden Pfingstfeiertage für nicht wenige ein willkommener Anlass, wegzufahren, Urlaub zu machen, sich sportlich zu betätigen oder einfach die freien Tage zu genießen. Das sind ja alles schöne Dinge, aber diese freien Tage gibt es nur deshalb, weil die Kirche Pfingsten feiert. Ein solch „hohes Fest des heiligen Geistes“ ist aber mehr als nur ein freier Tag oder ein Tag zum Feiern. Feste haben und brauchen Anlässe, Inhalte und eine religiöse Sinngebung. Ansonsten werden sie sinnentleert und nicht mehr mit Inhalt gefüllt. Dann aber kann es passieren, dass sie uns bald genommen werden, wie zum Beispiel der Pfingstmontag, der schon vor mehreren Jahren für die Pflegeversicherung „geopfert“ werden sollte. Aber warum ein eigenes Fest des heiligen Geistes? Unter „Geist“ versteht man heute vor allem den Erfindergeist, eine Denkfabrik oder die Intelligenz eines Menschen. Geist ist für nicht wenige vor allem die Berechenbarkeit eines Vorgangs, einer Sache oder gar die eines Menschen. Aber führt uns ein solcher Geist wirklich weiter? Von einem völlig anderen Geist spricht das Pfingstfest der Kirche. Es ist nicht der berechenbare, sondern der unberechenbare Geist. Dieser aber überrascht, beschenkt, erfreut, beglückt und bereichert Menschen. Unberechenbar eint er Menschen und führt sie zusammen. Unberechenbar überfällt er Menschen, er verändert und verwandelt ihre Herzen. Genau das passiert am 1. Pfingstfest in Jerusalem, zunächst in den Herzen der Apostel Jesu, dann aber erfasst dieser Pfingstgeist und heilige Geist Tausende von Menschen, die zu Christen werden und die sich dann bald Kirche nennen. Wie aber macht er sich bemerkbar? Dieser Geist –in Bildern gesprochen- stürzt wie ein Feuer, wie ein Sturm oder ein starker Wind auf die ersten Christen herab. Es ist alles andere als Trunkenheit, wie die Stadtbewohner von Jerusalem meinen. Der erste ist ein gewisser Petrus, der dieses ungewöhnliche und unberechenbare Ereignis deutet und erklärt. Es ist der Geist Gottes und der Geist Jesu Christi, den er auferstandene Herr den Jüngern versprochen hat. Es ist ein Geist, der wegnimmt, was Menschen trennt, ein Geist, der eint und nicht spaltet, ein Geist, der tröstet, Mut macht und heiligt. Es ist ein Geist der Freundschaft, der Liebe und des sich gegenseitig Verstehens. Würde nicht gerade ein solcher Geist unserer modernen Welt heute gut tun? Täglich erfahren wir von Zerrissenheit, Hass, Feindschaft und Unverständnis der Staaten untereinander. Europa rutscht immer mehr auseinander, anstatt sich auf die alten Werte der Einheit zu besinnen? In der Flüchtlingsfrage ist diese Uneinigkeit besonders deutlich geworden. Aber auch Interessengruppen, Parteien und Religionen schotten sich gegenseitig ab, anstatt miteinander im Gespräch, im Dialog zu bleiben. Ein Leuchtturm ist da unser Papst Franziskus. Gerade wegen seines unermüdlichen Einsatzes für Frieden und Menschlichkeit hat er erst an diesem Wochenende den „Aachener Karlspreis“ bekommen. Aber auch nicht wenige Arbeitnehmer in Betrieben, die gemobbt werden oder denen Unrecht geschieht, warten auf einen anderen Geist, auf den heiligen  Geist. Dazu auch viele Familien. Ohne den heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, wie wir im Credo ihn bekennen, wird unsere kleine und große Welt zur Hölle. Doch mit diesem unberechenbaren und starken heiligen Geist können auch hartgesottene Herzen verwandelt werden. Dies vor allem dann, wenn wir inständig darum beten. 

 

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