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Klimaschutzkonferenz: Metropolregion Nürnberg mit Potential für die Energiewende

14.02.2020 Bayreuth.

Mehr als 270 Akteure der Metropolregion Nürnberg diskutieren Ansätze und Projekte einer regenerativen und dezentralen Energiewende auf Fachkonferenz in Bayreuth
 
Rund 270 Umwelt- und Klimaschutzexperten aus Wirtschaft und Wissenschaft, Oberbürgermeister und Bürgermeister sowie weitere kommunale Vertreter sind am 13. Februar in Bayreuth zur 3. Klimaschutzkonferenz der Metropolregion Nürnberg zusammengekommen. Mit Blick auf die  Klimaschutzziele 2050 der Metropolregion Nürnberg wurden Potentiale der Energiewende diskutiert. „Als Modellregion in Deutschland wollen wir zeigen, dass die Energiewende regenerativ und dezentral umsetzbar ist“, sagt Dr. Peter Pluschke, Geschäftsführer des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg. „Wie dies gelingen kann, zeigt ein Maßnahmenplan, den wir auf der Konferenz vorstellen und für dessen Umsetzung wir uns Unterstützung auf Landes- und Bundesebene wünschen.“ 
 
 
Dieser Maßnahmenkatalog, der Energienutzungsplan, zeigt besonderes Potential bei der Energiegewinnung durch Windkraft und Photovoltaik und beim Ausbau von Wärmenetzen. Auch der Koppelung von Energie und Mobilität, insbesondere der Wasserstofftechnologie, wird eine hohe Bedeutung zugemessen. Eine aktuelle Bestandsaufnahme des Energieverbrauchs in der Metropolregion (Endenergiebilanz) zeigt, dass sich die Treibhausgas-Emissionen in der Metropolregion Nürnberg um 30 Prozent verringert haben.
 
Doch zu wenig für das ehrgeizige Ziel der Treibhausgas-Reduktion um 80 bis 95 Prozent bis 2050, wie 2017 im Klimapakt der Metropolregion Nürnberg beschlossen. Bisher besteht eine Lücke von ca. 50 bis 65 Prozentpunkten zwischen dem Ziel 2050 und dem Status Quo. Mit welchen Maßnahmen können die Städte, Landkreise und Gemeinden ihren Beitrag zum großen regionalen Klimaschutzziel leisten? Antworten gibt der Energienutzungsplan der Metropolregion.
 
Zentrale Ergebnisse des Energienutzungsplans für die Metropolregion Nürnberg
Die Studie skizziert, dass langfristig der Gesamtstrombedarf der Metropolregion Nürnberg über erneuerbare Energien gedeckt werden muss. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien zeigen sich erhebliche Potenziale, die im Bereich Windenergie - vor allem aufgrund der 10H Regelung – bislang nicht ausreichend genutzt werden. Aktuell gibt es 620 Windkraftanlagen in der Metropolregion Nürnberg mit einer Energieerzeugung in Höhe von 2.062 Gigawattstunden (2016). Durch die Realisierung des kompletten in der Metropolregion zur Verfügung stehenden Windkraftpotenzials können 21.500 Gigawattstunden erreicht werden, was einer Verzehnfachung der Energieerzeugung aus Windkraft entspricht.
 
Ähnliches gilt für die Photovoltaik: Aktuell werden in der Metropolregion 3.372 Gigawattstunden (2016) Energie durch Photovoltaik bereitgestellt. Werden sämtliche im Energienutzungsplan ermittelten Potenziale von Freiflächen-, Dach- und sonstigen Anlagen errichtet, könnten 2050 19.900 Gigawattstunden an Energie bereitgestellt werden, was einer Versechsfachung der aktuellen Energielieferung durch Photovoltaik entspricht.
 
Nimmt man alle anderen Potenziale wie Biomasse, Geothermie, Solarthermie, Wasserkraft und Biogas dazu, ergibt sich in Summe ein umsetzbares Potenzial von 57.000 Gigawattstunden für das Jahr 2050.
 
Es wird ein massiver Ausbau der zentralen Wärmenetze notwendig sein, da in Wärmenetzen innovative und systemrelevante Technologien besser einzusetzen sind. Bis 2035 wird dabei die Kraft-Wärme-Kopplung eine entscheidende Rolle spielen. In der Studie wurden deshalb Geoinformationssystem-basierte Wärmekataster für die Metropolregion erstellt. Für alle 600 Kommunen der Region zeigt die Studie potenzielle Wärmeverbünde (Nah- und Fernwärmenetze) und Empfehlungen für die Umsetzung von zentralen Wärmenetzen. Es zeigt sich, dass in vielen Gemeinden der Region Möglichkeiten zur Realisierung dieser Wärmenetze bestehen.
 
Auch müssen die einzelnen Energiesektoren, insbesondere Energie und Mobilität, durch den Einsatz zukünftiger Schlüsseltechnologien viel stärker und effizienter miteinander vernetzt werden. Die Elektromobilität bietet eine Möglichkeit, auch in der Mobilität die Nutzung erneuerbarer Energien umzusetzen. Dies setzt erhebliche Investitionen in die Ladeinfrastruktur voraus. Alternative Antriebe, auf der Basis von P2Gas oder P2Liquid, könnten im Güterverkehr größere Reichweiten ermöglichen. In dieses Feld greift auch die Wasserstoffinitiative der Metropolregion.
 
Weichenstellungen für die Zukunft
Wie geht es weiter? Durch die Umsetzung der im Energienutzungsplan skizzierten Potentiale kann es der Metropolregion gelingen, die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 91 Prozent zu senken und so das gesteckte Ziel einer Reduktion zwischen 80 bis 95 Prozent zu erfüllen. Dies setzt allerdings ein deutliches politisches Signal und Bekenntnis zu dieser Zielerreichung voraus, denen umfassende, vor Ort umzusetzende Maßnahmen folgen müssen. Was ist nun nötig, um diese Potenziale konkret umzusetzen? Die Studie führt ein weitreichendes Maßnahmenpaket auf, das zeigt, wie Energieerzeugung und –verbrauch in den nächsten Jahren umgesteuert werden müssen. Schon jetzt müssen die Weichen gestellt werden, um falsche Pfadfestlegungen zu vermeiden. Würde z.B. 2020 weiterhin der Einbau von Heizölkesseln erlaubt, muss damit gerechnet werden, dass diese Kessel auch im Jahr 2050 noch im Einsatz sind.
 
Die Studie wurde von der Energieagentur Nordbayern erstellt und durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert. Zum Download ist sie verfügbar unter https://klimaschutz.metropolregionnuernberg.de/aktuell.html
 
Endenergiebilanz: Lücke zwischen Ist und Soll wird kleiner 2007 und 2013 wurden die ersten Endenergiebilanzen der Metropolregion Nürnberg erarbeitet, also die Bilanzierung des Energieverbrauchs und die Entwicklung der damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen in der Region. Die auf der Klimaschutzkonferenz veröffentlichte 3. Studie schreibt die Bilanz für den Beobachtungzeitraum von 1990 bis 2018 fort. Datengrundlage sind die Daten der leistungsgebundenen Energieträger Strom, Erdgas, und Fernwärme in 600 kommunalen Gebietskörperschaften und von über 100 Energiedienstleistungsunternehmen in der Region. So entsteht ein deutliches Bild: die Metropolregion Nürnberg ist auf einem guten Weg.
 
Der Endenergieverbrauch in der Metropolregion lag im Jahr 2018 bei 109.656.900 Megawattstunden und die Treibhausgas-Emissionen bei knapp 21.000.000 Tonnen CO2e. Die Treibhausgas-Emissionen sind seit 1990 insgesamt um 30 Prozent gefallen. Dies führt dazu, dass die Zielwerte der Metropolregion für 2020 bereits 2018 erreicht worden sind.
 
Knapp über 9.000.000 Megawattstunden wurden 2018 in der Metropolregion durch regenerativen Strom bereitgestellt. Vergleicht man diesen Wert mit dem Stromverbrauch im Jahr 2018, zeigt sich ein Erneuerbarer Energien-Anteil in Höhe von 46,4 Prozent. Dabei ist mit 34 Prozent die Windkraft am Stärksten vertreten, dahinter mit 33 Prozent die Photovoltaik. 28 Prozent stellt die Biomasse bereit, 3 Prozent die Wasserkraft und 2 Prozent stammen aus Selbstverbrauch/ Direktvermarktung.
 
Der Sektor Verkehr in der Metropolregion hatte im Jahr 2018 einen Energieverbrauch von 39.206.000 Megawattstunden. Zum Einsatz kamen überwiegend fossile Treibstoffe. Dies führte zu 12.796.000 Tonnen Treibhausgas-Emissionen. Die Entwicklung der nichtenergetischen Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft haben sich seit 1990 von 6,3 Mio. Tonnen auf 4,97 Millionen Tonnen reduziert. Insgesamt ergab sich somit einen Rückgang der Emissionen in der Landwirtschaft zwischen 1990 und 2018 um 21 Prozent.
 
Die Endenergiebilanz wurde von der Energieagentur Nordbayern erstellt und kann heruntergeladen werden unter https://klimaschutz.metropolregionnuernberg.de/aktuell.html
 
Nach der Vorstellung der neuen Studien und einem Vortrag von Dr. Sabine Jarothe aus dem Bayerischen Ministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zur Energie- und Klimaschutzpolitik in Bayern sowie weiteren Vorträgen, teilten sich die Konferenzbesucherinnen und Besucher auf sechs Workshops zu Herausforderungen in den unterschiedlichen Energiesektoren auf. Themen waren: Intermodale Mobilitätskonzepte in Stadt und Land, Umsetzung von klimaneutralen Quartierskonzepten, Wasserstoff-Initiative der Metropolregion Nürnberg, Klimaschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Biomasse – Perspektiven für Landwirte und Konsumenten, Frischer Wind für die Windkraft – Beispiel Neuhof a.d. Zenn.
 
Preise für wegweisenden Projekte im Bereich der Kraft-Wärme/Kälte-Kopplung
Welche Vorreiter es in der Metropolregion Nürnberg bereits in Sachen Klimaschutz gibt, zeigte die Preisverleihung „energie.effizienz.gewinner“, die im Rahmen der Klimaschutzkonferenz erstmals in der Kategorie „Kommunal“ an Kommunen und kommunale Unternehmen vergeben wurde. Für ihre wegweisenden Projekte im Bereich der Kraft-Wärme/Kälte-Kopplung (KWK) wurden von Dr. Jens Hauch, Geschäftsführer der ENERGIEregion Nürnberg, und Dr. Peter Pluschke, Geschäftsführer des Forums Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg, ausgezeichnet: Hersbrucker Energie- und Wasserversorgung GmbH, SK-Baiersdorf, Stadt Nürnberg & N-ERGIE Aktiengesellschaft, Stadtwerke Bayreuth, Stadtwerke Forchheim GmbH, Stadtwerke Schwabach GmbH & GEWOBAU der Stadt Schwabach GmbH.
 
Der Kongress wurde vom Forum Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung der Metropolregion Nürnberg mit Unterstützung der Kompetenzinitiative ENERGIEregion veranstaltet und durch die Unterstützung der Volksbanken Raiffeisenbanken ermöglicht.
 
Weitere Infos unter: www.klimaschutz.metropolregionnuernberg.de
 
Foto: Peter Kolb
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