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Vortrag "Barock my Religion" im Museum Lothar Fischer

Architektur als gesellschaftlichen Raum zu begreifen, lag in den späten 1950er-Jahren des 20. Jahrhunderts, wieder einmal, in der Luft. Es gab verschiedene Modelle: Aldo van Eyck etwa, der halboffene Pavillons ersann, oder Constant, der Spielzeugversionen der „Gelben Zone“ entwarf – pfahlbauartige Prototypen aus transparentem Plexiglas für ein ebenso zeitgemäßes wie visionäres „New Babylon“. In Ulm stellt der Architekt Frei Otto die ersten Dächer wie Segel in den Wind und seziert Insektenflügel. Und es gab WIR, eine Gruppe von jungen Wahl-Münchnern, die ihre verlängerten Wochenenden liebend gerne für Ausflüge in nahegelegene Barockkirchen nutzten. Die 1960er-Jahre hatten begonnen, von Barock zu „Rock my Religion“ (Dan Graham) war es noch ein langer Weg. WIR waren unterwegs. Sieben lange Jahre. Barock war ein Versprechen, großartig und erhaben, kleinteilig, lächerlich übertrieben und vor allem nur scheinbar ganz weit weg.

Gian Lorenzo Bernini, Die Verzückung der heiligen Theresa, 1646-1652, Marmor, Capella Cornaro, Santa Maria della Vittoria, Rom - Bild: privat

Anlässlich der derzeitigen Sonderausstellung „Gruppe WIR 1959-1965“, die nur noch bis Sonntag, 3. Mai im Museum Lothar Fischer in Neumarkt gezeigt wird bevor sie ab 22.05. in der Kunsthalle in Schweinfurt zu sehen ist, hält der Künstler, Kurator, Autor und Produzent Axel Heil einen spannenden Vortrag. Er hat nicht nur den Haupttext für den WIR-Ausstellungskatalog verfasst, sondern ist auch Gründer von fluid editions, einer Plattform für unterschiedlichste Projekte und Recherchen. Seit 2008 ist er Herausgeber der Serie Future of the Past (Buchhandlung Walther König, Köln), Monographien zu Künstlern und Künstlerinnen der 1960er-Jahre. Axel Heil hat Malerei in Karlsruhe, Paris und Den Haag, sowie Kunstgeschichte und Ethnologie in Heidelberg und Berlin studiert. Seit 2001 ist er Professor für “Experimentelle Transferverfahren” an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Gegenwärtig ist eine große Installation von ihm in der Ausstellung Picasso in der Kunst der Gegenwart in den Deichtorhallen in Hamburg zu sehen.

Es erwartet sie ein fundierter und lebendiger Vortrag am Donnerstag, 16.04.2015, 19.00 Uhr im Museum Lothar Fischer.

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