Das Nachrichtenportal für Neumarkt/OPf.
Freitag, 26.04.2024 / 14:24:16 Uhr
Neumarkt/OPf.

13° C

 News

Tolles Programm vor neun zahlenden Gästen

13.03.2016 Oberweiling, Kneipenbühne.

„Der Machatschek“, ein Liederat [sic] aus Wien, beglückte am Samstag in der Kneipenbühne seine neun zahlenden Gäste mit einem Programm, das Vergleiche mit Giganten wie Helmut Qualtinger oder André Heller nicht zu scheuen braucht. (Aber kennt man die in der Neumarkter Gegend überhaupt?) Manchmal, nicht oft, aber manchmal, zweifle ich an meinem Verstand – an meinem? Nein, nicht an meinem! Ich frage mich stattdessen, wie ignorant und borniert die Konsumenten unseres Landkreises sein müssen: Sie strömen scharenweise zu Nachspielbands, die nichts anderes in ihrem Repertoire zu bieten haben als Nummern, mit denen widerliche Gute-Laune-Sender rund um die Uhr Zuhörerohren mit geschmacklos-süßlichem Rock- und Popsenf zuschmieren. Reicht es nicht, wenn den ganzen Tag in nahezu jedem Gewerbebetrieb und jedem Auto „Servicesender“ laufen? Muss man sich denselben Quark auch noch am Wochenende geben? Anscheinend ja. Und wenn es etwas Neues fürs arme Hirn gäbe? Nö. Dann bleibt man lieber auf der heimischen Couch liegen und lässt sich den gewohnten Samstags-Fernseh-Schwachsinn durch die Birne ziehen. Ich muss hier mit dem Ausdruck “seufz“ in die Donald-Duck-Sprache abgleiten, um meiner Verzweiflung und meiner Verwirrung ein wenig Ausdruck zu verleihen. Schluck! Seufz! Jaul, würg, kotz!

„Der Machatschek“ spielt zwar im restlos ausverkauften Theater Regensburg, kann auf Lobeshymnen in der Berliner „taz“ verweisen, hat die Musik zum dokumentarischen Spielfilm „Sommer in Wien“ geschrieben, der derzeit im Regensburger „Regina“ läuft, wird von Hannes Ringlstetter zur Late-Night-Show eingeladen: Das alles bekommt man hier in der Provinz anscheinend nicht mit. Und das macht mich wütend. Nicht sehr, aber immerhin ein wenig.
So. Genug Leviten gelesen.

Wer ist „der Machatschek?“ Einer, der ganz große Bühnenpräsenz mit grundsympathischer Ausstrahlung zu verbinden vermag, einer, der dem Morbiden „seines“ Wiener Stadtteils Simmering (das ist der Bezirk, in dem der Zentralfriedhof liegt) den richtigen Ton verleiht: „Des Joah is am End – mia sans scho lang …“, einer, der bemerkenswerte „Groschenromane“ schreibt – bemerkenswert nicht nur, weil er sie liebevoll mit seiner Musik (mit beigelegten CDs) und atmosphärischen Fotos versieht, sondern auch, weil er mit der Sprache so unbeschwert und kreativ umgeht, dass einem die Spucke wegbleibt – unter anderem ist er ein Wortspieler erster Güte. Und ich weiß, wovon ich spreche. „Die Sunn legt si nieder zum Stea’m“: Solche Sätze gibt’s halt nur in Wien und sie zergehen auf der Zunge wie Schnee auf einem heißen Brotwecken … Ja, und es gibt einen Machatschekschen AdWeans-Kalender, in dem er den dreiundzwanzig Wiener Bezirken jeweils ein Lied widmet. Darunter befinden sich Juwelen wie „Die Penzinger Advenzinger“ – und ich freue mich endlich einmal von Herzen auf die kommende Vorweihnachtszeit, denn da werde ich voller Genuss dreiundzwanzig Wiener Bezirkstürl aufmachen! "Der Machatschek" ist aber auch tiefgründig. Und wie: „Steh ruhig still – es ist alles im Fluss.“ Das kann ich so stehen lassen.

Foto: Heike Kindl
Bericht: Golly Hertlein
 

« zurück


Diese Themen könnten Sie auch interessieren: