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Projekt WinGS endet – Not der Wohnungssuchenden nicht

11.08.2022 Nürnberg.

Beratungs- und Anlaufstelle für von Wohnungslosigkeit bedrohte oder wohnungslose Alleinerziehende in Nürnberg schließt.
 
Zum 30. November endet Projekt WinGS (Wegbegleitung in nachbarschaftliche Gemeinschaft und Selbstständigkeit) der Rummelsberger Diakonie nach fünfjähriger Laufzeit. „Und das, obwohl die Nachfrage durch von Wohnungslosigkeit bedrohte oder wohnungslose Alleinerziehende seit Projektbeginn stetig und immens gestiegen ist,“ berichtet Projektkoordinatorin Diakonin Annette Roß. Waren es im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 21 Alleinerziehende die sich bei WinGS meldeten, so hat sich im Vergleichszeitraum 2022 die Zahl der um Beratung und Unterstützung anfragenden Alleinerziehenden mit 46 mehr als verdoppelt. „Und dabei sprechen wir noch nicht über die Geflüchteten aus der Ukraine,“ so Roß.
 
Von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind meist alleinerziehende Frauen mit kleinen Kindern in sehr schwierigen sozialen und existenziellen Notlagen. Hier unterstützt WinGS. Das Projekt basiert auf der Unterstützung durch Ehrenamtliche: „Wir schulen und beraten die Freiwilligen, die ihrerseits dann die jungen Mütter und Väter bei der Wohnungsfindung begleiten und beraten und ihnen anschließend das Einleben in der neuen Umgebung und in die Selbstständigkeit erleichtern“, erklärt die Diakonin.
 
Manchen Frauen reiche dabei schon eine Art Wegweiser über die nächsten notwendigen Schritte, beispielsweise Unterstützung bei der Beantragung eines Wohnberechtigungs-scheins, eine Beratung bezüglich vorhandener Schulden oder die Kontaktvermittlung zur Schuldnerberatung. Bei vielen der Hilfesuchenden ist es damit jedoch nicht getan. „Von Wohnungslosigkeit bedrohte Alleinerziehende müssen häufig an vielen Fronten kämpfen und sind hierbei nicht selten auf sich allein gestellt;“ berichtet Roß. Zur großen Sorge und Angst, für sich und die Kinder keinen Platz zum Leben – kein Zuhause zu haben, stehen die Mütter unter dem Druck, die finanzielle Basis für ihre Familie zu sichern.
 
Neuzugewanderte haben häufig keine Kenntnisse über das Antrags- und Verfahrenswesen und auch nicht über das für sie hilfreiche Netzwerk an Beratungs- und Anlaufstellen. Sprachliche Hürden kommen hinzu, ebenso fehlende Computerkenntnisse sowie die dazugehörige notwendige Ausstattung, wie Computer oder Scanner. Jede Absage nach den Wohnungsbesichtigungen führt zu mehr Niedergeschlagenheit und oft zu Hoffnungslosigkeit bei den Alleinerziehenden.
 
Ein Zuhause für Kinder
 
WinGS unterstützte die Alleinerziehenden. Sie erhielten Beratungen zu allen Fragen „Rund um das Thema Wohnen“ und darüber hinaus zu vielen anderen Fragestellungen. Bei Bedarf wurden sie auch an andere für sie hilfreiche Stellen weitervermittelt. Die Alleinerziehenden erhielten ein Schulungsangebot zur Mieterqualifizierung, das zum Teil auch mit Unterstützung von Sprachvermittlern durchgeführt wurde. „Besonders wertvoll zeigte sich die Begleitung der Alleinerziehenden durch unsere Ehrenamtlichen,“ sagt Diakonin Roß. Das Motto war hierbei „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Alleinerziehenden wurden befähigt von der Wohnungssuche bis zur Integration im neuen Wohnraum, mit dem Rückhalt durch WinGS und durch die ehrenamtlichen Wegbegleiter*innen, ihren Weg möglichst eigenständig zu meistern.
 
Zahlreiche Ein-Eltern-Familien, die WinGs begleitete konnten inzwischen eine eigene Wohnung beziehen. „Ein herzlicher Dank gebührt hier dem Bereich Wohnungsvermittlung vom Amt für Existenzsicherung und soziale Integration sowie den kleineren Wohnprojekten, die ihre Tür für Alleinerziehende „offen“ hielten, unseren Netzwerkpartner*innen und natürlich ganz besonders unseren Ehrenamtlichen,“ so Roß.
 
Viele Alleinerziehende mit ihren Kindern sind aber immer noch ohne eine eigene Wohnung – und es werden täglich mehr. „Sie werden auch Unterstützung auf dem Weg in eine eigene Wohnung für sich und ihre Kinder, benötigen, leider können wir hier ab Dezember nicht mehr helfen,“ bedauert Roß das Projektende. Schon jetzt könne die Beratungsstelle keine Alleinerziehende mehr neu in das Projekt aufnehmen. Bis Ende November werde jedoch keine der Alleinerziehenden vor verschlossener Tür stehen. „Wir machen mit den Frauen ein Beratungsgespräch, in dem wir die für sie notwendigen Schritte herausarbeiten und Ihnen einen Wegweiser mit an die Hand geben“, so Roß.
 
Die Projektkoordinatorin hofft sehr, dass es künftig neue ähnliche Projekte in Nürnberg geben wird und die Kinder mit ihren Müttern und Vätern nicht aufs Abstellgleis geraten. „Gebt den Kindern ein Zuhause! Das wünsche ich mir,“ schließt Roß.
 
Mehr über WinGS und den aktuellen Zwischenbericht finden Sie unter www.rummelsberger-diakonie.de/wings. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an weiss.amely@rummelsberger.net
 
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