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Minister in Deining

11.07.2016 Deining.

Die Milch macht´s, dass die Deininger, darunter viele Landwirte, sehr neugierig darauf waren, was ihnen der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung zu diesem Thema zu sagen hatte. Der bodenständige Mittelfranke aus Berlin war auf Einladung von MdB Alois Karl zum Frühschoppen auf der Willibalds-Kirchweih gekommen.

Vor der Kirche empfing ihn Bürgermeister und stellvertretender CSU-Kreisvorsitzender Alois Scherer mit warmen Worten, die Blaskapelle Deining mit fetziger Musik und es gab auch noch ein Ständchen des Kirchenchores für den prominenten Gast.

Wer gedacht hatte, der Minister hätte Berührungsängste mit dem Bund Deutscher Milchbauern (BDM) die mit einem Transparent und ihrer schwarz-rot-goldenen Kuh für ihre Anliegen warben, war falsch gewickelt. Christian Schmidt nahm sich Zeit für ein Grüßgott und einen Handschlag. In seinem Festvortrag attestierte er dieser Organisation, dass sie durchaus brauchbare Gedanken zu dem heiklen Thema Milchpreis beisteuere.

Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Deining.v. li. MdB Alois Karl, BBV-Kreisobmann Martin Schmid. Minister Christian Schmidt, Bürgermeister Alois Scherer, CSU-Ortsvorsitzender Michael Hollweck und Pfarrer Michael Konetcy. Foto: privat

Zuvor allerdings nutzte Schmidt die Gelegenheit, im gut gefüllten Festzelt ein Statement zur Flüchtlingspolitik abzugeben. Er ist da völlig auf der Linie von Alois Karl, der immer wieder dafür wirbt, die Fluchtursachen dort zu bekämpfen, wo sie entstehen, aber auch offen zu sein für Menschen, die sich in wirklicher Not befinden.

Alois Scherer stellte seine Gemeinde vor, die ländlich geprägt ist und er legte ein Bekenntnis zur Landwirtschaft als Nährstand ab, aber auch als Wahrer unserer Kulturlandschaft.

Alois Karl fasste sich in seinem Grußwort kurz und gestand freimütig, dass für ihn als Haushaltspolitiker die Landwirtschaftspolitik nicht Kernkompetenz sei. Aber er verwies auf die 3,8 Milliarden Eeuro, die der Bund im neuen Etat für die Altersvorsorge und die Erleichterungen bei diversen Versicherungen bereit gestellt habe. Zu den aktuell drängenden Themen habe er den Minister, gebeten, klare Worte zu finden.

Die erhoffte sich auch der Kreisobmann des bayerischen Bauernverbandes, Martin Schmid. Mit etwas neidischem Blick auf die Milchbar der Kirwa-Burschen, die den Liter der weißen Köstlichkeit für fünf Euro anboten, meinte Schmid: „Wir wären schon zufrieden, wenn bei unseren Milchbauern 40 Cent ankommen würden.“ Derzeit sind es nur etwas mehr als 20 Cent.

Im Landkreis Neumarkt, wo Milchwirtschaft und die ebenfalls von Niedrigpreisen gebeutelte Schweinezucht nach der Getreideproduktion die wichtigsten Standbeine sind, wird von der Politik erwartet, dass sie wieder für ein Marktgleichgewicht zwischen Erzeugern und Verbrauchern sorgt.

Ein schwieriges Feld sei das, sagte Minister Christian Schmidt und es gebe keine einfachen Antworten. Er führe derzeit unerfreuliche Gespräche mit den Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels und ebenso unerquickliche mit den Molkereien.

Der Minister ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Landwirtschaft ein wichtiger Teil der Ökonomie der Bundesrepublik ist. „Das ist keine Liebhaberei und kein Naturkundemuseum, sondern ein Beitrag dazu, Milliarden von Menschen zu ernähren.

Damit konterte er auch den Vorwurf, er würde den Export deutscher Landwirtschaftsprodukte zu sehr unterstützen und weniger produktive Mitbewerber im Ausland ruinieren helfen. „Wir exportieren nach Großbritannien fünf Mal mehr als zu guten Zeiten nach Russland. 300 Millionen mittelständische Chinesen zu beliefern, das hat mit ruinösem Wettbewerb nichts zu tun“

Zurück im heimischen Markt, auf dem vielen Landwirten wegen der niedrigen Preise für Milch und Schweinefleisch das Wasser bis zum Hals steht. Er bezweifelt die Argumentation der Billiganbieter. Er sei sich sicher, dass die Verbraucher ohne zu murren Preise akzeptieren würden, die den Bauern ein Auskommen sichern.

Den genossenschaftlichen Molkereien warf er Ideenlosigkeit vor. Vereinzelt hätten es schon Betriebe geschafft, eine Marke zu kreieren und sich auch mit deutlich höheren Preisen auf dem Markt durchzusetzen. Es gehe also nicht nur ums Geld, sondern vor allem um Ideen.

Freilich würden Bauern, die knapp davor stehen, ihren Betrieb dicht machen zu müssen, fragen, ob und wie ihnen geholfen werden könne. Er habe es in der Nase, orakelte Schmidt, dass am 18.Juli in Brüssel europaweit eine positive Entscheidung fallen werde. Aber im Gegenzug, sagte Schmidt, verlange er von den Landwirten Mengen-Disziplin. „Wir geben keine Hilfen, damit der Viehbestand aufgestockt wird.“
 

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