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Landfrauen diskutieren zu Chancen und Risiken der Digitalisierung auf dem Land

13.11.2019 Bayern.

Gerade auf dem Land spielt die Digitalisierung in sämtlichen Bereichen eine besondere Rolle: für das Leben und das Arbeiten, für die Familie, den Hof und für Unternehmen, die Gesundheitsversorgung, das bürgerschaftliche Engagement, die Bildung, den Tourismus und auch die Mobilität. Welche Möglichkeiten die Digitalisierung in den ländlichen Regionen bietet und welche Risiken damit verbunden sind, damit haben sich die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband heute im Landesausschuss bei ihrem jährlichen Treffen beschäftigt.
 
„Digitalisierung ist ein wichtiges Zukunftsthema, das schon heute unseren Alltag entscheidend prägt und für die Attraktivität des ländlichen Raumes ein bedeutender Faktor ist“, sagt Landesbäuerin Anneliese Göller. „Gerade auf dem Land brauchen wir die technischen Voraussetzungen für flächendeckendes schnelles Internet bis auf jeden Hof. Jeder muss Zugang zu digitalen Angeboten haben. Wir brauchen aber auch Bildungsangebote, die uns mit den Möglichkeiten der Digitalisierung vertraut machen. Nur so können wir auch tatsächlich von den Chancen dieser Zukunftstechnologie profitieren.“
 
Lisa-Marie Hanninger vom Technologie Campus Grafenau machte deutlich, dass die Digitalisierung eine Chance für den ländlichen Raum sein kann, von der Politik müssen jedoch Grundvoraussetzungen wie der Breitband- und Mobilfunkausbau sichergestellt sein, um die Entwicklung im ländlichen Raum nicht zu gefährden. „Die Pilotdörfer ‚Digitales Dorf‘ eignen sich als living labs hervorragend, um Digitalisierungsmaßnahmen zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren“, berichtete Hanninger von ihrer Arbeit im Forschungsteam „Smart Region“ und „Digitales Dorf“. Sie zeigte auf, dass ein gestärkter ländlicher Raum die Städte entlasten und die Digitalisierung zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im ländlichen Raum beitragen könne. „Der wichtigste Erfolgsfaktor für die Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen ist, die Bürger mitzunehmen“, so Hanninger. „Gerade niederschwellige Lösungen bieten oft sofortigen Nutzen und erfahren dadurch breite Akzeptanz bei den Bürgern, wie zum Beispiel digitale Tante-Emma-Läden, digitale kommunale Schautafeln oder die Echtzeitübertragung von lokalen Gottesdiensten.“
 
Dass die Digitalisierung auch vor dem Wohnhaus nicht Halt macht, zeigte der Elektroingenieur Rudi Seibt. „Smart Home ist mehr als ein Lifestyleprodukt und Umsatzbringer. Durch digitale Lösungen können CO2 und Energie eingespart werden“, so Seibt. „Smart, also intelligent geht wirklich. Dennoch gilt es auch, die kritischen Aspekte wie Zugriff für Fremde und die Bedienbarkeit nicht außer Acht zu lassen.“
 
Jochen Weisser, Jurist und Verbraucherberater beim VerbraucherServiceBayern im KDFB, gab einen Überblick über Möglichkeiten des „mobilen Bezahlens“. „Das klassische Bargeld ist auf dem Rückzug, ob wir das wollen oder nicht. Viele mobile Bezahlsysteme stehen im Wettbewerb zueinander. Wer das Rennen macht, ist offen“, lautet das Fazit von Weisser. Viele Lösungen seien extrem effizient und durchaus sehr sicher und dem Bargeld überlegen, was die technische Sicherheit anbelange. Das größte ungelöste Problem sieht der Jurist im Datenschutz.
 
Im Anschluss ging Dr. Thomas Huber, Leiter der Abteilung „Zukunftsfragen, Innovation, Landesprüfungsamt für Sozialversicherung“ im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen ein. „Die Versorgung von Patienten und Pflegebedürftigen wird durch die Digitalisierung anders und besser: Gesundheitsrisiken können früher erkannt werden, Patienten erhalten eine bessere Therapie, ältere und pflegebedürftige Menschen können länger und selbstbestimmt zuhause wohnen, und es bleibt mehr Zeit für den einzelnen Patienten, wenn die Ärzte und Pflegekräfte durch Digitalisierung von Routinen und bürokratischen Abläufen entlastet werden“, so Huber. In Umfragen zeige sich, dass die Mehrheit ein digitales Zuhause einem Pflegeheim vorziehe. Digitalisierung dürfe aber nicht dazu führen, dass die Medizin und die Pflege ihre Menschlichkeit verliere. Der Mensch müsse immer im Mittelpunkt stehen.
 
Der Landesausschuss ist das höchste Gremium der Landfrauengruppe im Bayerischen Bauernverband. Hier ziehen die Landesbäuerin und ihre Stellvertreterinnen in ihrem Rechenschaftsbericht Bilanz über das abgelaufene Jahr. Sie würdigten die engagierte Arbeit der Kreis- und Bezirksverbände und wiesen auf die Erfolge in der politischen Interessenvertretung hin. Landesbäuerin Anneliese Göller und ihre Stellvertreterinnen Christine Singer und Christine Reitelshöfer gaben einen Überblick der geleisteten Arbeit in den Gremien, der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, der Erwachsenenbildung, im Erzeuger-Verbraucher-Dialog, in der Öffentlichkeitsarbeit und gingen auf weitere Aktivitäten ein.
 

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