Klimawandel: Ein lokaler Zustandsbericht
28.11.2024 Berching.Alle drei Experten warnen bei BN-Veranstaltung in Berching
von links: Horst-Dieter Fuhrmannn, Alfons Greiner, Nathalie Stopfer, Franz Herrler, Bernhard Strehler - Foto: BUND Naturschutz Ortsgruppe Berching
Klimafachleute sind sich einig: Dürreperioden während der Vegetationszeit wird es bei uns künftig häufiger geben. Zwar werden uns die Schäden der weltweiten Klimaerwärmung weit weniger stark treffen als gerade die ärmeren Länder im globalen Süden. Allerdings entstehen auch hierzulande hohe Kosten für Anpassungsmaßnahmen, um die negativen Folgen des Klimawandels zu begrenzen. Nicht nur der Staat muss tätig werden. Auch wir als Privatpersonen können und müssen unseren Beitrag für Klimaschutz und -anpassung leisten.
Dieses Fazit ließ sich aus einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Dürre in Deutschland – Folgen der Klimaerwärmung für Wälder, Landwirtschaft und Wasserversorgung“ ziehen, zu der die Ortsgruppe des Bund Naturschutz ins Seniorenheim St. Franziskus eingeladen hatte. Die LandesMedienDiensteBayern bieten seit Jahren Filme an unter dem Aspekt „Umweltbildung: Klimawandel“. Die Filmabende werden gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Der Film führte ins Thema ein. Die drei Koreferenten Horst-Dieter Fuhrmann Bereichsleiter Forst, Bernhard Streller, Landwirtschaftsoberrat, beide vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, sowie Franz Herrler von der Kooperation Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura, stellten die Dürreproblematik jeweils aus Sicht des Waldbaus, der Landwirtschaft und der Wasserversorgung dar.
Meteorologen und andere Klimawissenschaftler haben keine Zweifel mehr: extreme Wetterszenarien werden mit der globalen Erwärmung zunehmen. Während der Vegetationsperiode wird es tendenziell seltener, dafür aber heftiger regnen. Das bringt Wälder unter Klimastress. Schädlinge wie der Borkenkäfer haben leichtes Spiel mit geschwächten Bäumen. Waldbrände werden sich häufen. In der Landwirtschaft verstärken Starkregen die Bodenerosion, und Dürrephasen reduzieren die Erträge unserer Kulturpflanzen. Die Trinkwasserversorgung ist bisher nicht ernsthaft gefährdet. Zu Verboten, im Sommer Rasen zu bewässern oder Pools zu füllen, mussten bislang nur wenige Gemeinden greifen. Die spezielle Berchinger Situation: ein Tiefbrunnen, der ein über zehntausend Jahre altes Wasserreservoir anzapft, liefert reichlich und unbelastetes Trinkwasser. Die Experten zeigten aber Bedenken bezüglich des sorglosen Umgangs mit solchen Wasserreserven.
In der Forstwirtschaft wird der Waldumbau, also die Pflanzung trockenresistenter Baumarten und die Abkehr von Monokulturen, ein wesentlicher Teil der Antwort auf die Klimaerwärmung sein. Auch die Landwirtschaft experimentiert mit trockenheitstoleranten Kulturen und Sorten und mit neuen Kulturpraktiken wie Agroforst oder Mischkulturanbau. Ganz wichtig ist die Anreicherung von Humus in den oberen Bodenhorizonten, was die Wasserspeicherkapazität des Bodens deutlich erhöht. Damit ist der Biolandbau, in dem humusreiche Böden eine tragende Rolle spielen, deutlich klimafreundlicher als die konventionelle Agrarwirtschaft. In der Wasserwirtschaft wird der Ruf nach Verhinderung von Schadstoffeintrag aus Siedlungsabwässern, Industrie und Landwirtschaft lauter. Appelle gehen an die Bevölkerung, mit Wasser, unserem wichtigsten Lebensmittel, sorgsam umzugehen. Umwelt- und klimafreundlicher und auch sicherer als mit Leitungswasser lässt sich Durst nicht stillen, billiger auch nicht.
In der von Alfons Greiner (BN Neumarkt) und der Berchinger Ortsgruppenvorsitzenden Nathalie Stopfer moderierten Diskussion ging es dann darum, was der Einzelne als Verbraucher für die Reduktion der Klimagaserzeugung tun kann, aber auch wie wir uns in unserem unmittelbaren Wohnumfeld an extremere Wetterbedingungen anpassen können. Mehrmals kam die erforderliche Änderung wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen in den Fokus. Klimafreundliche Produktionen und Praktiken verdienen Förderung. Direkte und indirekte Subventionen für ökologie- und klimaschädliche Produktionen müssen hingegen abgebaut werden, damit sich in den Produktpreisen die wahren und vollen Kosten der Produktion spiegeln, also auch die Belastungen, die Umwelt und Klima zugefügt werden. Die angeregte und engagierte Diskussion zeigte, dass die Ortsgruppe Berching hier ein ganz brisantes und für die Bürger wichtiges Thema aufgegriffen hat.