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Immer mehr Zweitjobber im Landkreis Neumarkt

20.02.2020 Neumarkt.

5.400 Beschäftigte haben Minijob neben normaler Stelle - Immer mehr Menschen im Kreis Neumarkt in der Oberpfalz auf Zweitjob angewiesen

Wenn ein Job nicht reicht: Rund 5.400 Menschen im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz haben neben ihrer regulären Stelle noch einen Minijob. Damit stieg die Zahl der Zweitjobber innerhalb von zehn Jahren um 88 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss- Gaststätten mitteilt. Die NGG Nürnberg-Fürth beruft sich hierbei auf neue Zahlen der Arbeitsagentur. Danach sind Zusatz-Jobs in Restaurants, Gaststätten und Hotels im Kreis Neumarkt in der Oberpfalz besonders verbreitet: In der Branche gab es im Juni 2019 rund 850 Zweitjobber – das sind etwa doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor (Plus 106 Prozent).

Gewerkschafterin Regina Schleser spricht von einer Schieflage auf dem Arbeitsmarkt: „Im Schatten des Booms der vergangenen Jahre sind viele sozialversicherungspflichtige Stellen entstanden, die oft kaum zum Leben reichen. Nebenjobs müssen dann die Haushaltskasse aufbessern. Aber wer auf einen Zweitjob angewiesen ist, der arbeitet meist am Limit – auf Kosten von Familie, Freunden und Freizeit“, so die Geschäftsführerin der NGG Nürnberg- Fürth.

Dabei treffe der Boom bei den Nebenjobs langfristig auch die heimische Wirtschaft. „Gastronomen und Bäckermeister, die über den Fachkräftemangel klagen, aber gleichzeitig auf 450-Euro-Kräfte setzen, schneiden sich ins eigene Fleisch. Minijobber können keine Hotelfachleute ersetzen“, betont Schleser. Doch Fachkräfte gewinne man nur mit ordentlichen Löhnen – „so hoch, dass die Beschäftigten keinen Zweitjob mehr brauchen“. Außerdem müssten sich die Arbeitgeber stärker um Nachwuchs kümmern. „Eine Lehre im Lebensmittelhandwerk oder im Gastgewerbe kommt für Schulabgänger nur infrage, wenn der Lohn und die Ausbildungsbedingungen stimmen“, so die Gewerkschafterin.

Die NGG sieht aber auch die Politik in der Verantwortung. Die Zunahme der Zweitjobs sei auch das Ergebnis einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik der Nullerjahre. „Mit einer Reform könnte die Bundesregierung Minijobs voll in die Sozialversicherung einbeziehen. Allerdings sollten die Arbeitgeber den größten Teil der Beiträge zahlen. Das macht reguläre Stellen attraktiver und verschafft den Minijobbern heute eine bessere Absicherung“, so Schleser.
 

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