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Gedanken zum Erntedankfest von Pfr. i.R. Monsignore R. Distler

27.09.2017 Neumarkt.

Die Getreidefelder sind abgeräumt, auch die Maisernte ist bald schon in den Silos. Wir feiern das Erntedankfest. Ernte aber ist mehr als nur Mais und Getreide, Rüben und Raps. Das Erntedankfest weitet unseren Horizont. Es lässt uns dankbar sein, dass tüchtige Landwirte und Gärtner, aber auch Wind und Wetter uns eine ordentliche Ernte ermöglicht haben, wenn auch der Frost im Frühjahr vielerorts die Obsternte verhindert hat. Dennoch dürfen wir dankbar sein, dass es uns in Deutschland so gut, wenn auch nicht allen. Erntedank feiern dürfen auch Angestellte, Arbeitnehmer, Beamte und Unternehmer. Denn nichts ist selbstverständlich, weder ein sicherer Arbeitsplatz, noch die volle Lohntüte oder gute Geschäfte. Aber was ist mit den Gering-Verdienern und mit den sog. „Abgehängten“? Damit auch sie wenigstens ein Stück Erntedank feiern können, dafür gibt es die soziale Marktwirtschaft. Das heißt: Die Politik hat für einen gerechten Ausgleich zu sorgen, damit die Starken ein Stück von ihrem Kuchen hergeben und auch die Schwächeren noch ordentlich leben können. Doch um diesen Ausgleich muss oft hart gerungen werden. Das Erntedankfest aber weitet unseren Blick noch über unsere Grenzen hinaus. Mittlerweile erleben wir eine größere Migrationsbewegung aus den Krisengebieten dieser Erde. Diese Tatsache zeigt uns, dass die Menschen vor Krieg, Terror, Gewalt und schlechten Lebensbedingungen dorthin fliehen, wo es ihnen besser geht. Aber sind wir zum Teilen mit ihnen bereit? Manche haben Angst, dass es ihnen deshalb schlechter geht und die Fremden besser bedient werden. Aber wem von uns ist überhaupt schon etwas weggenommen worden? Hat nicht allein Bayern nach dem Krieg es geschafft, Millionen von Flüchtlingen aufzunehmen trotz der damaligen Notlage? Das Erntedankfest will deshalb unser Herz frei machen von Neidgefühlen, Egoismus und Vorurteilen. Es macht uns frei für die Nächstenliebe und vor allem für die Dankbarkeit. So heißt es schon im Alten Testament: „Wenn du prächtige Häuser gebaut hast und dein Reichtum sich mehrt, dann nimm dich in Acht: Vergiss nicht, dem Herrn deinem Gott zu danken, der dir all das gegeben hat“. Ein dankbarer Mensch ist ein zufriedener Mensch. Er wird immer freier, froher und gelassener gerade dem eigenen Besitz gegenüber. Dankbarkeit macht uns im Herzen glücklich und macht uns bereit, das viele Überflüssige, das wir haben, mit anderen zu teilen. Dankbarkeit ordnet auch unsere Beziehung Gott gegenüber. Sie erinnert uns daran, dass Vieles im Leben Gnade, Gabe und Geschenk ist, auch wenn wir uns selber Vieles hart erarbeiten müssen. Dies gilt für Landwirte, die jetzt die Ernte eingebracht haben genauso wie für andere Berufe, auch für Schüler und Studenten. Wer dankt, der denkt, nicht nur an sich, sondern auch an andere, zum Beispiel an die Caritas-Kollekte an diesem Sonntag. Mehr noch: Wer dankt, der lobt und preist seinen Schöpfer, der uns unendlich viel Gutes getan hat.

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