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Einfach mal raus – wenn der Wald zum Erholungsort wird

04.07.2025 Rummelsberg.

Ferienfreizeiten der Rummelsberger Diakonie

Ein Bach plätschert, Blätter rascheln im Wind. Mit gespitztem Stock stochert Paul* vorsichtig zwischen Kieselsteinen am Flussbett, bis ein kleiner Wasserkäfer aus der Strömung taumelt. „Der kann sogar tauchen!“, ruft er und hält sein Lupenglas in die Sonne. Neben ihm kniet Pädagogin Stefanie Gabriel-Mrotzek aus der heilpädagogischen Tagestätte, lächelt und erklärt geduldig, dass Käfer ein Luftpolster unter den Flügeln transportieren. Für Leon* ist das echtes Neuland – nicht nur biologisch. „Ich habe noch nie gesehen, wie klar Wasser sein kann“, staunt er.

Solche Sätze hört die Pädagogin öfter, wenn sie mit den Kindern der Tagesstätte ins Zeltlager fährt. Viele kamen erst vor Kurzem in die Einrichtung, manche nach Jahren des Umherziehens oder aus belasteten Familienverhältnissen. „Ferien bedeuten für sie oft: gleicher Ort, gleiche Sorgen“, sagt Gabriel-Mrotzek. „Im Wald dagegen sind alle gleich – egal, was Zuhause war.“

Ein Rucksack voller erster Male

So wird jedes Rauschen der Blätter zur Melodie eines Sommers, den die Rummelsberger Diakonie mit Hilfe von Spendengeldern jährlich möglich macht: 26 Ferienangebote stehen heuer auf dem Plan, von der Fahrradtour über den Jurasteig bis zur Übernachtung im Tipi. Rund 600 Kinder und Jugendliche sollen mitfahren – für viele ist es das erste Mal weg von den alltäglichen Sorgen.

Hanna*, die ebenfalls die Tagesstätte in Rummelsberg besucht, erzählt noch heute strahlend von ihrer Premiere unterm Sternenzelt. „Ich hatte Angst vor der Dunkelheit“, sagt sie. „Dann haben wir die Sternbilder gesucht und plötzlich war es gar nicht mehr schwarz, sondern funkelnd.“ Am nächsten Morgen gab es Kakao aus einem Topf, gerührt über flackerndem Lagerfeuer. „Das war der schönste Tag meines Lebens“, erzählt sie.

Pädagogik zwischen Bäumen

Dass hinter den Abenteuern ein sorgfältiges Konzept steckt, merkt man auf den ersten Blick kaum. Die Teams achten auf kleine Lernerfolge: selbst Holz hacken, den Weg auf der Karte finden, Verantwortung für die Gruppe übernehmen. „Es geht nicht darum, perfekte Zeltheringe einzuschlagen“, betont Dienststellenleiter Thomas Bärthlein. „Wir wollen, dass die Kinder Selbstwirksamkeit spüren. Wer merkt, ‚Ich kann etwas schaffen‘, findet auch im Alltag mehr Halt.“

Die Kosten für Material, Verpflegung und Busfahrten trägt die Rummelsberger Diakonie zum größten Teil aus Spenden. 180 Euro fallen im Durchschnitt pro Kind und Woche an. „Für Familien in Not ist das nicht finanzierbar“, sagt Thomas Bärthlein. „Umso schöner, wenn Menschen von außen sagen: Diese Auszeit soll niemandem fehlen.“

Ein Sommer, der nach Zukunft schmeckt

Am Ende jeder Ferienfreizeit packen die Kinder einen symbolischen „Mut-Stein“ in den Rucksack – bemalt mit dem Moment, auf den sie stolz sind. Paul hat eine winzige Lupe darauf gemalt, Hanna das Sternbild Großer Wagen. Die Steine begleiten sie zurück in den Gruppenalltag, wo sie später als Andenken auf dem Fensterbrett stehen. Als Erinnerungen daran, dass das Leben nicht nur schwere Zeiten zu bieten hat.

Wer diese kleinen Mut-Momente möglich machen will, findet weitere Informationen unter www.rummelsberger-diakonie.de/spenden.

Pädagogin Stefanie Gabriel-Mrotzek erklärt den Kindern und Jugendlichen der Rummelsberger Tagestätte geduldig, was in einem Lupenglas alles sichtbar wird. Foto: Paavo Blafield 

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