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Begeistertes Publikum

25.07.2021 Oberweiling.

Nach anderthalb Jahren verordneter Zwangspause ohne jeglichen Live-Auftritt eroberte sich am vergangenen Samstag die „Tears And Drops Blues Band“ auf der Freiluftbühne des O’wei-Gartens die Herzen des begeisterten Publikums im Flug. Das Quintett spielte wie entfesselt und deshalb mit unbändiger Spielfreude Bluesklassiker von B.B. King und dessen Umfeld wie „Born Under A Bad Sign“, „How Blue Can You Get“, „The Thrill Is Gone“ oder „Never Make Your Move To Soon.“

Was für eine Truppe! Bandleader und Frontmann Michael Kusche scheint „seine“ Musik mit jeder Faser des Körpers und der Seele zu empfinden und nach außen zu tragen – er hat den Stil des Chicago-Blues derart inhaliert, dass man, wenn man die Augen schließt, meinen kann, hier spiele Albert oder B. B. höchst persönlich. Die Gitarre wird sparsam und voller Gefühl eingesetzt und befindet sich stets im Zwiegespräch mit der kraftvollen, erstaunlich schwarzen Stimme. Höhepunkt: ein Scatgesang, unisono mit dem Instrument … Und wenn man die Augen öffnet? Dann sieht man einen Mann, dessen Gestik und Mimik das Gehörte zusätzlich doppelt unterstreicht.

Aber was wäre der beste Sänger/Instrumentalist/Frontmann ohne eine eingeschworene Rhythmusgruppe? Da ist Big „Blackhat“ Helmer, ein Tastenvirtuose, der alles aus seinem Keyboard herausholt, was dem Blues dienlich ist, vom zärtlich hingehauchten Solo bis zu kraftvoll treibenden Akkorden und – eine Augenweide – immer mit vollem Körpereinsatz. Da ist Jonny Pickel, ein Bassist, der aus der fränkischen Blues- und Jazzszene nicht wegzudenken ist (seit vielen Jahren kann man ihn in verschiedensten Formationen auf der Kneipenbühne erleben): sein federndes, grooviges Spiel treibt das musikalische Geschehen von einem Höhepunkt zum nächsten. Zusammen mit dem stilsicheren Drummer Andi Weidner schafft er ein Fundament, das nichts aber auch gar nichts ins Wanken bringen kann. Schließlich ist da noch Tobias Schöpker, ein Tenorsaxophonist, der mit seinem großen Ton, seinen zuverlässigen Läufen und seinen einfallsreichen Soli ein veritables Gegengewicht zu Michael Kusche bildet – und das will etwas heißen!

Alle zusammen verblüffen durch enorme Dynamik, die von Flüsterlautstärke bis zum Tosen reicht und somit Spannungsbögen schafft, die der Zuhörerschaft schier den Atem nimmt.

Vielleicht hielt das etwas instabile Wetter ein paar Zuschauer davon ab, im O’wei-Garten eines der besten Blues-Konzerte in der vierzigjährigen Geschichte der Kneipenbühne zu genießen. Der Regengott hatte ein Einsehen: ein Jammer für die Verzagten, ein großes Glück für alle, die der Unsicherheit trotzten.

Foto / Bericht: Golly Hertlein

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