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Auftakt des Neumarkter Bürgerdialogs - Vortrag zu Glyphosat lockte viele Bürger an

21.10.2019 Neumarkt.

Die Diskussion um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat beschäftigt auch die Bürger im Landkreis Neumarkt. Das Thema, das medial immer wieder große Aufmerksamkeit findet und die Gesellschaft bisweilen hochemotional spaltet, lockte am vergangenen Mittwoch 60 interessierte Zuhörer in den überfüllten kleinen Saal des Neumarkter Johanneszentrums, darunter der Kreisobmann des Bayerischen Kreisbauernverbands Michael Gruber und der Geschäftsführer der Gansbrauerei Goswin Diepenseifen.
 
Zum Auftakt des 1. Neumarkter Bürgerdialogs hatte der Ortsverein der SPD Neumarkt den Neumarkter Toxikologen Dr. Jan Seibel eingeladen, das brisante Thema in einem Vortrag allgemeinverständlich aufzubereiten um den Zuhörern die Möglichkeit zu bieten, sich in der vergifteten Debatte ein eigenes Bild zu verschaffen.
 
In seinem Vortrag schlug Seibel einen weiten Bogen von der Geschichte der Substanz, über die Belastung von Lebensmitteln bis hin zu den Einflüssen auf die Gesundheit von Mensch und Umwelt. Dabei erfuhren die Zuhörer, dass die wissenschaftliche Datenlage zu den gesundheitlichen Effekten von Glyphosat noch immer kontrovers ist und selbst wissenschaftliche Gremien bei der Frage nach den krebserregenden Eigenschaften des Stoffes weit auseinanderliegende Meinungen vertreten. „Eine Zulassung für Pflanzenschutzmittel fällt nicht vom Himmel, sondern erfordert die Durchführung einer Großzahl gesetzlich geregelter wissenschaftlicher Prüfungen“, so Seibel. Überrascht zeigte sich das Publikum davon, dass die akute Vergiftungsgefahr von Glyphosat in etwa vergleichbar mit der von Kochsalz ist. Dr. Seibel ist es wichtig, eine neutrale Sichtweise auf das Thema einzunehmen: „Im Lärm der Lobbys auf Seiten der Glyphosat-Befürworter und -gegner geht häufig der Blick auf die wesentlichen Fakten verloren und subjektive Meinungen bestimmen den Diskurs.“ Seine zentrale Botschaft war daher, dass sich sowohl besorgte Verbraucher als auch Landwirte, Imker und Politiker eine fundierte Meinung auf Basis der Faktenlage bilden sollten. Am Ende müsse jeder für sich entscheiden, welche Risiken in einer komplexen Welt als akzeptabel erachten würden und welche nicht.
 
Über die sachliche Betrachtung des Themas freute sich Michael Gruber: „In der Diskussion um das Herbizid geraten vor allem die Landwirte häufig zwischen die Fronten.“ Er sprach sich in der Verbotsdebatte für einen Mittelweg aus, in dem strengere Regulierung und die Einrichtung von Blühstreifen eine zentrale Rolle spielen. 
 
Hoch erfreut zeigte sich auch SPD-Stadtrat Günther Stagat: „Mit einem so großen Interesse bei den Bürgern habe ich nicht gerechnet, zumal zeitgleich die Bürgerversammlung mit Oberbürgermeister Thomas Thumann in Pölling stattfand und im Rialto-Kino ein umweltthematischer Film gezeigt wurde.“ Aufgrund des großen Interesses soll der Vortrag daher im kommenden Frühjahr noch einmal angeboten werden.
 
Stagat ist der Initiator und Organisator des Neumarkter Bürgerdialogs, einer Veranstaltungsreihe, in der verschiedenste gesellschaftsrelevante Themen informativ und hochwertig aufbereitet werden sollen. Auch er vertritt das Credo, dass Themen wie Rente, Mobilität der Zukunft und Ausbildung unbedingt sachlich und verständlich aufbereitet werden müsse: „Es geht darum Fakten zu vermitteln und nicht Meinungen zu vertreten, die Referenten kommen aus Politik und Wirtschaft.“ Gerne könnten Bürger auch Wünsche für zukünftige Themenabende an ihn herantragen.
 
Nähere Informationen zum Neumarkter Bürgerdialog sowie der Veranstaltungskalender können auf der Homepage des Ortsverbands der SPD Neumarkt eingesehen werden. Die nächsten Vortragsveranstaltungen finden am 6.11. und am 20.11. zu den Themen Rente und Organspende ebenfalls im Johanneszentrum. Der Eintritt ist jeweils kostenlos.
 
 
Die Auftaktveranstaltung des 1. Neumarkter Bürgerdialogs widmete sich der emotionalen Debatte um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat. Dr. Jan Seibel und Organisator Günther Stagat (v. l.) führten gemeinsam durch den Abend. Foto: SPD OV Neumarkt
 
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