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Sinn und Organisation der Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften

17.09.2021 Freystadt.

Kläranlagen und Kanalisation sind teuer, im Bau und im Betrieb. Die Einrichtungen können nur dann gut funktionieren, wenn qualifiziertes Personal eingesetzt wird, das für einen optimalen Betrieb sorgt. Deshalb ist eine ständige Weiterbildung des Betriebspersonals wichtig.

Dazu hat der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.), Landesverband Bayern im Jahre 1973 Nachbarschaften eingerichtet. Hier trifft sich das Betriebspersonal etwa dreimal jährlich und diskutiert über praxisnahe Probleme. 98 solcher Nachbarschaften bestehen in Bayern. Als Lehrer sind betriebserfahrene Abwasserfachleute tätig Für die Nachbarschaft Neumarkt ist dieses Dr. Dominik Gigl, hauptamtlich beschäftigt als Laborleiter im Zentralklärwerk der Stadt Regensburg. Das Betriebspersonal trifft sich dazu zu einem ,,Nachbarschaftstag" jeweils auf einer anderen Anlage im Nachbarschaftsbezirk und wird durch den Nachbarschaftslehrer beim Erfahrungsaustausch betreut und geschult. Unterstützt wird dabei der Lehrer bei der Durchführung der Nachbarschaftstage durch einen Obmann, der aus dem Teilnehmerkreis stammt. Für die Nachbarschaft Neumarkt ist dieses Simon Fromm, Abwassermeister der Kläranlage Lauterhofen und Traunfeld. Lehrbücher und Unterrichtsmaterial werden gestellt.

Folgende Ziele werden angestrebt:

•    Auf konkrete Fragen erhält das Personal vor Ort praktische Antworten.
•    Der Wissensstand wird erweitert und die neuesten Informationen vermittelt.
•    Das Betriebspersonal zieht aus den Erfahrungen der Berufskollegen Nutzen und wird durch den Besuch anderer Abwasseranlagen zur kritischen Beurteilung der eigenen Arbeit befähigt.
•    Die bestmögliche Wirkung der Kläranlagen wird angestrebt.
•    Das Betriebspersonal lernt die Abwasseranlage wirtschaftlich zu betreiben.
•    Es wird befähigt, die vorgeschriebene Eigenüberwachung selbständig durchzuführen.
•    Im Hinblick auf das Abwasserabgabengesetz wird der Gemeinde zu einer niedrigen Abwasserabgabe verholfen.
In der Nachbarschaft Neumarkt sind 18 Unternehmensträger/ Gemeinden mit insgesamt 31 Kläranlagen organisiert

Die wesentlichen Arbeitsinhalte des heutigen Tages sind:

Neues vom Klärschlamm

Ende 2017 trat eine Novellierung der Abfallklärschlammverordung in Kraft. Diese stellt die weichen zur Phosphorrückgewinnung und verschärft die Vorgaben für die bodenbezogene Verwertung des Klärschlamms. Für viele Kläranlagen bleibt damit nur noch der Weg der Mitverbrennung des Schlammes in dafür geeigneten Verbrennungsanlagen, wie z. B. Kohlekraftwerke oder Monoverbrennungsanlagen. In Bayern wurden im Jahr 2019 nur noch ca. 9 % des Klärschlammes in der Landwirtschaft verwertet. Dagegen nahm die thermische Verwertung auf ca. 80 % zu. Dies ist eine Steigerung von rund 20% im Vergleich zu den Vorjahren. Durch die hohe Nachfrage in der thermischen Verwertung des Klärschlammes ist die Entsorgungssicherheit beeinträchtigt. Damit verbunden ist zum Teil auch eine erhebliche Kostensteigerung bei der Entsorgung des anfallenden Klärschlammes.

Phosphorrückgewinnung

Im Klärschlamm ist Phosphor als wertvoller Rohstoff gebunden. Dieser kommt vor allem in der Düngerherstellung zum Einsatz. Da der Klärschlamm auch als Schwermetallsenke bekannt ist, wurde in der Novellierung der Abfallklärschlammverordung 2017 die landwirtschaftliche Verwertung des Klärschlamms erschwert und konkrete Vorgaben zur Phosphorrückgewinnung eingeführt. Dies soll Deutschland unabhängiger von Düngerimporten aus anderen Ländern machen. 2023 müssen zunächst große Kläranlagen berichten, wie sie planen den Phosphor aus dem Klärschlamm zurückzugewinnen. Jedoch gibt es noch kaum wirtschaftliche Verfahren für die Phosphorrückgewinnung. Es hat sich noch kein Verfahren als Stand der Technik herauskristallisiert. Es gibt momentan allerdings eine Vielzahl an Forschungsprojekten die sich mit der Phosphorrückgewinnung beschäftigen. Den Teilnehmern werden die gängigsten Verfahren vorgestellt und ein Ausblick gegeben, welche Verfahren sich in Zukunft durchsetzen könnten. Eine vielversprechende Methode ist die Monoverbrennung des getrockneten Klärschlamms mit anschließender Phosphorrückgewinnung aus der Asche.

Anschaffung eines Klärschlammentwässerungsaggregat: Wie gehe ich vor?

Durch die schlechtere Entsorgungssicherheit bei der Klärschlammentsorgung aufgrund der Novellierung der Abfallklärschlammverordung von 2017 und dem Wegbrechen des landwirtschaftlichen Verwertungsweges entschließen sich viele Kläranlagen zur Anschaffung eines eigenen Entwässerungsaggregates für den Klärschlamm. Der Klärschlamm enthält in seiner Rohform (Faulschlamm) ca. 95% Wasser. Um Transportkosten zu sparen und für den Entsorgungsweg der thermischen Verwertung ist es notwendig den Klärschlamm zu entwässern. Je nach Technik können Trockensubstanzgehalte von 25 - 35 % (zuvor ca. 5%) erreicht werden. Am praktischen Fallbeispiel wird erläutert nach welchen Kriterien man die Maschinentechnik auswählt, wie man die Kosten abschätzt und wie eine solche Umrüstung in der Praxis von statten gehen kann. Anschließend können die Teilnehmer, die bereits ein Entwässerungsaggregat angeschafft haben von Ihren Erfahrungen berichten.

Foto: Weihrich

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