Das Nachrichtenportal für Neumarkt/OPf.
Samstag, 20.04.2024 / 14:21:17 Uhr
Neumarkt/OPf.

7° C

 Nachrichten

Bayerische Kinder bundesweit auf traurigem Spitzenplatz bei Karies an bleibenden Zähnen

09.07.2020 Neumarkt.

Bayerische Kinder nehmen bundesweit den traurigen Spitzenplatz bei Karies ein. Nach Hamburg haben Zwölfjährige hier am häufigsten Kariesbehandlungen im bleibenden Gebiss. Bislang gingen Studien davon aus, dass sie etwa jeden Fünften betreffen. Im Jahr 2018 wurden in Bayern aber sogar 38 Prozent der Zwölfjährigen, also rund 39.600 Kinder, wegen Karies in bleibenden Zähnen behandelt. Somit wurde Karies bei Kindern in Bayern deutlich unterschätzt. In unserem Landkreis liegt die Prozentzahl mit knapp 36 Prozent zwar unter dem bayerischen Durchschnitt, trotzdem aber deutlich zu hoch.

Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen BARMER-Zahnreport hervor. Im Gegensatz dazu nimmt Bayern bundesweit den Spitzenplatz bei der Individualprophylaxe (IP) ein. Über 70 Prozent der Kinder, mehr als in jedem anderen Bundesland, nutzen die Vorsorgeangebote. „Das beste Mittel gegen Karies ist und bleibt die Prävention. Dazu gehören neben der täglichen Zahnhygiene wie Zähneputzen auch die regelmäßigen Zahnarztbesuche und die Individualprophylaxe“, sagt Günther Wurm, Regionalgeschäftsführer der BARMER in Neumarkt. Daher sei es besorgniserregend, dass bayerische Kinder dennoch so von Karies betroffen sind.

Dunkelziffer deutlich höher - Weitere Anstrengungen sind erforderlich

Diese Zahlen seien nicht nur aufgrund der Quantität alarmierend. Da die Versorgungsdaten nicht die Zahlen von unbehandelter Karies an den Zähnen zeigten, sei die Karieserfahrung bei den Zwölfjährigen auch in Bayern insgesamt deutlich höher, als bislang angenommen. „Erforderlich sind in jedem Fall weitere Anstrengungen, um die Zahngesundheit der bayerischen Kinder zu verbessern,“ so Wurm weiter. Hier seien alle Beteiligten gefragt, vor allem Eltern, Kitas und Schulen.

Kinder und Erfahrung mit Bohrer und Zange

Wie aus dem BARMER Zahnreport weiter hervorgeht, gibt es auch in Bayern deutliche regionale Unterschiede. So wird am häufigsten in Traunstein (44,8%) bei den Zwölfjährigen gebohrt und gezogen, am seltensten in Hof (32,6%). Unser Landkreis bewegt sich hier im unteren Mittelfeld. Die Ursachen dieser regionalen Besonderheiten sind noch unklar. „Ein wichtiger Blick gilt hier der Präventionsarbeit in Kitas und Schulen“, sagt Wurm.

Fissurenversiegelungen sinnvoll zur Kariesreduktion

Die Ergebnisse des BARMER-Zahnreports belegen eindringlich aktuelle Probleme bei der Zahngesundheit von Heranwachsenden. Gleichwohl sollen die bisherigen Präventions- und Versorgungserfolge in keiner Weise kleingeredet werden. „Fissurenversiegelungen sind wichtig bei der Kariesreduktion, denn 80 Prozent der Flächen waren nach 9 Jahren kariesfrei“, stellt der Neumarkter Barmer-Chef fest. „Wir müssen die Prävention weiter stärken und die Investitionen in die Gruppenprophylaxe weiter ausbauen“, fordert er.

Erfahrungsgemäß spiegelt sich die Häufung von Karies vor allem in Bevölkerungsgruppen wieder, die kaum und vor allem zu spät Kontakt zu zahnärztlicher Vorsorge haben. Verbesserungsansätze sollten sich darauf fokussieren, diese Kinder und Familien frühzeitig in die Erhaltung der Zahngesundheit einzubinden. Mögliche Lösungen könnten eine verpflichtende Überweisung der Familien vom Kinderarzt zum Zahnarzt oder Screening-Untersuchungen in den Kindertagesstätten sein.
 

« zurück


Diese Themen könnten Sie auch interessieren: