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Suchtberatung: Wenn aus dem Feierabendbier zwei oder drei werden

16.09.2021 Neumarkt / Landkreis.

Während der Pandemie nahmen psychische Krankheiten und Abhängigkeitserkrankungen zu. Die gute Nachricht zuerst: Während die Wartezeiten bei Therapeuten und Psychiatern oft extrem lang sind, erhalten Menschen mit einem Suchtproblem bei der Suchtberatungsstelle der Diakonie im Nürnberger Land innerhalb einer Woche nach der ersten Kontaktaufnahme den Rückruf eines Beraters und ein Termin wird flexibel vereinbart. Doch gibt es im Nürnberger Land überhaupt eine gestiegene Nachfrage durch die Corona-Pandemie? „Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit, erhöhte Belastungen auf engem Wohnraum, wirtschaftliche Sorgen – das führt zu einer Zunahme bzw. Verstärkung von Angststörungen, Depressionen und Abhängigkeitserkrankungen“, so Susanne Drese von der Suchtberatungsstelle. Corona stoppte die Möglichkeiten, vorhandene Ressourcen zum Umgang mit Belastungen zu nutzen. Egal ob Sport im Verein oder Fitnesscenter oder der persönliche Austausch und das Treffen mit Freunden – all das war nicht mehr möglich und so wurden Probleme teilweise mit Alkohol „behandelt“, d.h. verdrängt. Studien zeigen, dass die Tendenz, zuhause Alkohol zu konsumieren bei einem Drittel in der Bevölkerung angestiegen ist, d.h. aus einem Feierabendbier wurden zwei oder drei. Wer allerdings regelmäßig größere Mengen Alkohol konsumiert, läuft Gefahr, an einer Abhängigkeit zu erkranken. „Ein risikoarmer Konsum sind bei Männern ca. 0,5 l Bier, maximal an fünf Tagen in der Woche und bei Frauen ca.0,25 l Bier an maximal fünf Tagen pro Woche“, erklärt S. Drese.“ Eine Abhängigkeit entwickelt sich schleichend. Der Körper toleriert immer mehr Alkohol, dadurch benötigt man immer mehr, um den gewünschten Effekt des Vergessens, Verdrängens zu erreichen.“ Unsere Gesellschaft sei zu wenig über schädliche Mengen bzw. den risikoarmen Konsum von Alkohol aufgeklärt. Das Konsumieren großer Mengen werde oft verharmlost und gelte „als normal“, doch Abhängige würden an den Rand gestellt und ausgegrenzt. „Darum ist Aufklärung über dieses Thema so wichtig“.

Oft kommen in die Suchtberatungsstelle auch Angehörige, die Hilfe suchen im Umgang mit einem Partner, um den sie sich wegen des Alkoholkonsums Sorgen machen. Sie befinden sich oft in einer Co-Abhängigkeit und werden in der Beratung dabei unterstützt, wieder ein zufriedeneres Leben zu führen und sich besser abzugrenzen. Viele Menschen kommen aus eigenem Leidensdruck, manche werden vom Jobcenter oder Arbeitgeber geschickt, haben gerichtliche Auflagen oder wollen ihre Fahrerlaubnis wiedererlangen. Neben Alkohol, sind auch Drogen, Glücksspiel oder Esssucht Abhängigkeiten, die viele Menschen betreffen. „Zu uns kommen Menschen jeden Alters, mit jedem Hintergrund und aus den vielfältigsten Beweggründen. Mit jedem suchen wir einen individuellen Weg, und erarbeiten individuelle Ziele.“ Was wäre der Appell zum „richtigen“ Umgang mit Alkohol? „Nicht trinken, wenn es mir schlecht geht und nicht trinken, um leichter mit Schwierigkeiten umzugehen“, so S. Drese “und sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen. Wir sind vorurteilsfrei für jeden da.“

Kontakt: suchtberatung@diakonie-ahn.de, Tel 09151 9087676

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