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Stromtrassenstreit - erfolgreiche Bürgerinitiativen haben viel erreicht

24.03.2016 Berg.

 
„Die Bürger und somit die Bürgerinitiativen werden von den Stromnetzplanern- und Netzbetreibern nach wie vor zum Narren gehalten und faktisch hat sich an deren Vorgehen nichts geändert“, meint der Berger Bürgermeister Helmut Himmler nach den Entwicklungen der letzten Wochen. Im Landkreis Neumarkt sei es um die Stromtrassen zuletzt relativ ruhig geworden und die Bürgerinitiativer seien in den letzten zwei Jahren bereits sehr  erfolgreich gewesen.
Vor zwei Wochen habe es am Landratsamt eine Besprechung zwischen einer Vertreterin von „Tennet“ und den Bürgermeistern gegeben – allerdings ohne Neuigkeiten. An wirklich ernsthaften Bürgergesprächen habe  weder „Amprion“ noch „Tennet“ wirkliches Interesse, wie sich zuletzt in Altdorf gezeigt habe. Dort habe Tennet an einer Veranstaltung der regionalen BI´s nicht teilgenommen.
 
Der D-Korridor -  also die sog. Höchstspannungsleitung Süd-Ost - habe mit den Anfangs- und Endpunkten, also Wolmirstedt in Sachsen-Anhalt  und Isar-Landshut, bei direkter Verbindung der Orte einen neuen Verlauf in Ostbayern und somit voraussichtlich weitab der Landkreise Neumarkt bzw. Nürnberger Land erhalten. Die Bundesnetzagentur erarbeitet derzeit sog. Methodenpapiere mit Hinweisen auf den neuen Trassenverlauf. Das werde voraussichtlich im Mai vorliegen und erst dann werde man sehen, ob die Region Neumarkt von der HGÜ Süd-Ost noch betroffen sein werde. Derzeit liege auch der Landkreis Neumarkt noch in der sog. Such-Ellipse für die Trasse.
 
Es werde – so Himmler – nach wie vor mit gezinkten Karten gespielt und den Menschen würden die üblichen Märchen erzählt. Der Bedarf der neuen „Monsterleitungen“ sei  vor zwei Jahren mit dem Abschalten der Atomkraftwerke in Süddeutschland begründet worden. Man müsse den Windstrom von Norddeutschland in den wirtschaftsstarken Süden und damit nach Bayern und Baden Württemberg transportieren und die Zeit dränge vehement. Der Bau der HGÜ´s müsse also sehr rasch umgesetzt werden – so der damalige „Politsprech“. Der Netzbetreiber Tennet rechnet jetzt aber nach eigenen Angaben frühestens 2023 mit einer Baugenehmigung für die umstrittene Gleichstrompassage Süd-Ost. Sie soll durch die Oberpfalz zum Atomkraftwerk Isar bei Landshut führen. Somit wäre die Trasse erst nach der Energiewende fertig.
Prof. Christian von Hirschhausen hat in den letzten Jahren immer wieder vorgerechnet, dass die Trassen überhaupt nicht erforderlich seien und lediglich dem großen europäischen Stromhandel sowie der Braunkohleverstromung dienen.
 
Laut dem Geschäftsführer von Tennet, Lex Hartman, dürften nach der Genehmigung bis zum Bauende noch einmal mindestens vier weitere Jahre vergehen, wobei dies eine "sehr optimistische Prognose" sei. Das Wirtschaftsministerium in München rechnet zwar auch damit, dass die sogenannte Süd-Ost-Passage noch nicht vollendet ist, wenn 2022 die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet werden, aber die dann auftretende Versorgungslücke in Bayern sei technisch eine Weile beherrschbar.
 
Die Verlegung des D-Korridors, die weitgehend erforderliche Verkabelung der Stromleitungen und auch die jetzt in Bayern anstehenden Abstandsregelungen zur Wohnbebauung seien allein von den Bürgerinitiativen errungen worden. Die Politik sei letztlich eingeknickt und verkaufe in Bayern die Abstandsregelungen als eigenes Anliegen. Im Gegensatz zu Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen habe Bayern diesen möglichen Weg bis vor einigen Monaten nicht befürwortet. Nur durch den massiven und anhaltenden Druck der Bürgerinitiativen  werde eine Abstandsregelung der Leitungen von 400 Metern zur Wohnbebauung kommen – auch für aufzurüstende Bestandsleitungen könne es nur diesen Weg geben.
 
Im Zuge der weiteren Liberalisierung des europäischen Stromhandels bereiten die Stromnetzbetreiber umfangreiche Neu- und Umbaumaßnahmen vor – auch in der Region Mittelfranken-Oberpfalz.
Die bereits im Bundesbedarfsplangesetz verankerte Maßnahme P54-Aufrüstung der bestehenden Wechselstromleitung Raitersaich – Ludersheim - Postbauer-Heng – Altheim von 220.000 V auf 380.000 V läuft unter anderem durch viele Orte im Nürnberger Land und im Landkreis Neumarkt. Auch für diese Bestandsleitungen werde es Abstandsregelungen geben mit der Folge, dass die auf 380.000 Volt aufzurüstenden Leitungen aus den Wohngebieten zu verlegen sind und die Gesundheitsrisiken voraussichtliche erheblich reduziert werden können.
 
Foto: Gemeinde Berg
 
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