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Kunstaktion am Wurzhof

07.10.2016 Postbauer-Heng.

Bewohner bemalen mit Burgthanner Künstler und Kunsttherapeut Andreas Brückner die alte Scheune auf dem Wurzhof
 
 
Freitagnachmittag, 16 Uhr: Brigitte Dehmlow (46) kommt zu spät zum Kunstworkshop am Wurzhof. Im Vorbeilaufen ruft sie Kunsttherapeut Andreas Brückner zu: „Ich war beim Zahnarzt“, und setzt ihren Weg zu Pinsel und Farbe unbeirrt fort. Sie schnappt sich einen Farbeimer und zeichnet eine gelbe Blüte auf den bereits vorgemalten Stengel an die Außenwand der Scheune. Die Kunstgruppe des Wurzhofs, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung der Rummelsberger Diakonie, ist schon seit einer halben Stunde am Werk und hat bereits eine Wiese entstehen lassen. Die Verschönerung der Scheune ist der Höhepunkt des Workshops. Alle zwei Wochen ziehen sich die sieben Männer und Frauen einen Malkittel über und experimentieren unter der Leitung des Burgthanner Künstlers und Kunsttherapeuten Andreas Brückner mit Farben und Materialien.
Brigitte arbeitet ganz rechts am Rand. Sie malt akkurat, die Bewegungen sind fließend. „In der Gruppe klagt sie über Schmerzen in der Schulter“, erzählt Heilerziehungspflegerin Verena Schmidt und lächelt, hier merke man nichts davon. Brigitte ist total versunken in die Welt der Farben und Pinsel. So soll es sein. „Während der Stunden fördere ich die Wahrnehmung, die Konzentrationsfähigkeit und das Selbstbewusstsein der Bewohner“, informiert Kunsttherapeut Brückner. Das Malen in der Gruppe habe zusätzlich den Charme, das Wir-Gefühl zu trainieren. „Bei Konflikten suchen wir nach einer gemeinsamen Lösung und es klappt gut“, berichtet der 59-Jährige, der bereits seit zehn Jahren regelmäßig Kunstprojekte in Einrichtungen der Rummelsberger Diakonie anbietet.
Und tatsächlich ist die Stimmung entspannt. Jeder ist mit sich und seinen Malideen beschäftigt. Berit Heyde (32) hat Mika im Arm. Die kleine graue Plüschkatze sieht verstrubbelt aus, geliebt eben. Katzen sind ihre Lieblingstiere und blau ist ihre Lieblingsfarbe. Das schlägt sich in ihren Werken nieder. Berit lässt sich für einen kurzen Moment von ihrer Arbeit abbringen und erzählt: „Ich habe viele Katzen gemalt.“ Die Bilder hängen wie viele andere, die seit dem Frühjahr im Workshop entstanden sind, in der alten Scheune. Heute dient das Gebäude als Ausstellungsfläche und Andachtsraum. „Es ist wichtig, dass wir unseren Bewohnern die Möglichkeit geben, sich zu entfalten“, sagt Ralph Bärthlein, pädagogischer Leiter des Wurzhofs. Und so setzt er sich dafür ein, dass der Workshop auch im kommenden Jahr wieder angeboten wird. Sehr zur Freude von Brigitte und dem Malteam. „Wir wollen weiter malen“, sagt die Bewohnerin, und am liebsten würden sie ihre Bilder auch in einer Ausstellung in Postbauer-Heng der Öffentlichkeit zeigen.
 
Foto: Rummelsberger Diakonie e.V.

 

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