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Grüne Pyrbaum luden zum runden Tisch für den Erhalt der Landwirtschaft

19.02.2020 Pyrbaum.

Die Oberhembacher Erlebnisbäuerin Karola Grau hatte die Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen und Sprecherin für Verbraucherschutz, Rosi Steinberger, sowie engagierte Bäuerinnen und Interessierte aus der Region zu einem Gedankenaustausch beim Brunch eingeladen. Das temperamentvoll geführte Themenspektrum umfasste den Erhalt landwirtschaftlicher Betriebe und die allgemeinen Zukunftsperspektiven in der Landwirtschaft sowie die derzeitige Förderungspolitik oder wie die Umstellung von konventionell auf biologisch gelingen kann. „Bio ist gut und konventionell ist schlecht“! Dieses Schwarz-Weiß-Denken geht den Erlebnisbäuerinnen Waltraud Burger aus Weidenwang und Andrea Gruß aus Raschbach gehörig gegen den Strich. Immerhin betreiben sie ihre Höfe mit Herzblut und manchmal auch mit Bachblüten, wenn es passt. Rosi Steinberger von Bündnis 90/Die Grünen ist der Meinung: “Nur gemeinsam können wir die Zukunft gestalten. Es müssen grundlegende Änderungen stattfinden, angefangen beim Verbraucher selbst.“ Hier würden nach wie vor Lippenbekenntnisse gemacht: Alle wollen Bioprodukte, gekauft wird dennoch im Discounter um die Ecke. Bei den Kindern müssen wir anfangen, da waren sich die Erlebnisbäuerinnen einig. Zu Waltraut Burger kommen oft Schulklassen auf den Hof. Die Kinder dürfen dabei mit allen Sinnen erleben und erfahren: Tiere anfassen, pflegen, sogar melken, mitarbeiten und mal richtig hinlangen. Die Kinder nehmen aktiv am Hofgeschehen teil und lernen dabei, wie viel Arbeit und Wissen in der Herstellung unserer Nahrungsmittel steckt. Sie erhalten einen direkten Bezug und lernen Lebensmittel wertzuschätzen. Diese pädagogische Arbeit rechnet sich für die Erlebnisbäuerinnen allerdings nicht. „Unseren Stundenlohn können wir in der Kalkulation nicht wirklich berücksichtigen, sonst zahlt uns das keiner,“ meinten die Bäuerinnen und wünschen sich eine Wertschätzung ihrer Arbeit auch in finanzieller Hinsicht. „Mit unserem kleinen Nebenerwerbshof sind wir auf diesen Betriebszweig und auf die Direktvermarktung angewiesen“ sagt Karola Grau. „Für unsere ökologisch angebauten Produkte, Getreide und Kartoffeln, gibt es keinen weiteren Absatzmarkt, wir wurden von den großen Lagerhäusern schon abgewiesen. Trotzdem stehen wir zu dieser traditionellen kleinbäuerlichen Betriebsstruktur, das ist für unsere Gegend hier typisch und daran wollen wir festhalten.“ Mangelnde Vermarktungsmöglichkeiten und eine zu geringe Preisdifferenz sind auch der Grund, warum viele konventionelle Landwirte nicht auf Bio umstellen können, von fehlenden Flächen ganz zu schweigen. Die Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger sieht in der Umstellung auf Bio nicht immer die Absolut-Lösung. „Wir müssen es schaffen, dass ordentlich arbeitende Landwirte, egal ob bio oder konventionell, groß oder klein, Voll- oder Nebenerwerb, gefördert werden und von ihrer Arbeit leben können. Die gute fachliche Praxis muss entlohnt werden, nicht die Größe der Anbaufläche, so wie es aktuell passiert.“ Das System muss sich ändern, dann haben wir alle was davon.“ Sylvia Lupinacci stellte beim runden Tisch in Oberhembach das Prinzip einer solidarischen Landwirtschaft vor, meint aber auch:“ Das ist nicht für jeden was. Da muss man schon den Idealismus dazu haben und auch, zumindest in den ersten Jahren, ein gutes finanzielles Polster. Unser Betrieb hat sich erst nach fünf Jahren gerechnet.“ Die Diskussion wurde mit einem anschaulichen Versuch über die Folgen von Flächenversiegelung abgerundet. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig, einer gelungenen Veranstaltung mit Diskussion auf Augenhöhe am runden Tisch beigewohnt zu haben.

 

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