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Geschichte, Freizeit und Wegebau im Rohrenstädter Tal

01.04.2016 Berg.

Nach verschiedenen Vorgespräche im Berger Rathaus mit den Jagdvorstehern Karl Hummel (Gemarkung Stöckelsberg) und Michael Kerscheinsteiner (Gemarkung Häuselstein) sowie zwei Vollversammlungen der Jagdgenossenschaften ist nunmehr klar, dass ein wichtiges Wegebauprojekt zwischen den Berger Gemeindeteilen Mitterrohrenstadt und Wünricht noch in diesem Jahr realisiert werden kann. Beide Mitgliederversammlungen haben einstimmig die gemarkungsübergreifende Baumaßnahme mit einer Länge von einem Kilometer einstimmig beschlossen. Nach Zusage der hälftigen Finanzierung über das Wegebauprogramm der Gemeinde Berg  übernehmen die Genossenschaften Stöckelsberg und Häuselstein die Restkosten im Verhältnis 30:20.
 
Bürgermeister Helmut Himmler erläuterte im Sportheim des TSV Stöckelsberg, dass es über den Wegebau zur Erschließung land- und forstwirtschaftlich genutzter Grundstücke hinaus auch um den Freizeitwert für die Bürgerinnen und Bürger „in landschaftlich sehr attraktiver Lage mit Naturgenuss“ gehe, mithin aber auch um die weitere Bewusstwerdung der lokalen Geschichte. Der bereits bestehende Weg werde in Schotterbauweise lediglich zurückhaltend und naturverträglich ausgebaut, er liege zudem im Landschaftsschutzgebiet „Rohrenstädter Bachtal“.

Der Weg führt unmittelbar am Standort der ehemaligen Racklburg vorbei und die Gemeinde eine Informationstafel entwerfen, die bis zur Baufertigstellung aufgestellt werden soll und die Geschichte der Burg darstellen wird.

Am Ortsbeginn von Unterrohrenstadt steht bereits der vom Kulturförderverein Rohrenstadt errichtete „rostige Ritter Erhard von Rornstatt“, der von 1410 bis 1489 auf der Racklburg gelebt hat. Die Jungschauspieler des Vereins haben vor Jahren den Ritter in zwei Theaterstücken wieder zum Leben erweckt.


Die Entstehung des Ortes wird in der Zeit zwischen 600 und 900 n. Chr. vermutet. Die erste Siedlung bestand in Oberrohrenstadt. Mitter- und Unterrrohrenstadt sind etwas später entstanden.

Die Herren von „Rornstat“, die ab 1250 urkundlich erwähnt werden, waren zu dieser Zeit ein bedeutendes Geschlecht. Sie saßen auf mehreren oberpfälzischen Burgen und kamen als Ministerialen der Hirschberger nach dem Tod des Grafen Gebhardt zusammen mit den Hirschberger Gütern wohl auch das Kloster Kastl. In der Klosterkirche Kastl finden wir das Wappen der Rornstätter als das fünfundzwanzigste an der Südseite des Langhauses in der Basilika. Es ist ein Schild, der von links oben nach rechts unten geteilt ist. Das obere Feld ist gelb, das untere Schwarz gehalten.

Der Stammsitz der Rohrnstätter stand auf dem Berge oberhalb Mitterrohrenstadt. Der Platz wird heute Racklburg genannt. Es ist nur mehr ein Steinhaufen, der den Platz kennzeichnet, an dem sich vor 600 Jahren die Burg erhob. Am Südhang, einige Meter abwärts, zieht sich noch gut sichtbar ein Steinwall entlang. Hier dürfte die Außenmauer der Burg gewesen sein. Gegen Norden ist das Gelände durch einen schroff abfallenden Steilhang begrenzt, der den erwünschten Schutz in Richtung Reicheltshofener Tal geboten haben dürfte.

Der erste bekannte aus dem Geschlecht der Rornstätter soll Domherr zu Regensburg gewesen sein. 1412 ist ein Albrecht von Rornstatt als Schultheiß der Stadt Neumarkt erwähnt. Die Herren von Rohrnstatt übten das Patronatsrecht über die Schule und die Kirche aus. Unter ihrer Herrschaft wurde 1440 die erste Kirche in Oberrohrenstadt erbaut. Der Turm dieses Bauwerks ist in seiner ursprünglichen Form noch heute erhalten. Die jetzige Kirche wurde an ihn angebaut. Der letzte aus dem Geschlecht der Rohrnstätter, Georg von Rornstatt, verkaufte 1522 sein im Landshuter Erbfolgekrieg zum Teil zerstörtes Eigentum an den bayerischen Herzog Ludwig.

Auf das Geschlecht der Rornstätter folgte das Geschlecht der Ratzen. Sie hatten ihre Stammburg zwischen Wappeltshofen und Eismannsberg, oberhalb der Mauertsmühle. Diese Burg ist jedoch gänzlich zerfallen und nicht einmal mehr in Steinwällen oder Trümmern nachweisbar. Auch das Geschlecht der Ratzen ist ausgestorben. An sie erinnert jedoch immer noch der Flurname „Ratzenholz“. Im Laufe der Zeit gab das Kloster zu Kastl verschiedenen Adelsgeschlechtern das Lehen zu Oberrohrenstatt.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem Schwert, Hunger und Pest das Land verwüstet hatten, bauten die damaligen Lehnsherren die zerstörte Burg auf dem Berge nicht mehr auf. Sie errichteten dafür ein Schlösschen im Tal, das noch heute steht. Es ist ein dreigeschossiges Weiherhaus mit Treppengiebeln, von einem Wassergraben umgeben.

Nach vielen wechselnden Besitzern und Bewohnern befindet sich das Rohrenstädter Schloss seit 1925 im Privatbesitz.

Fotos: Gemeinde Berg
 

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